"Der Deutsche ist gerne um acht Uhr zu Hause" -
Douglas-Chef Henning Kreke in der "Süddeutschen Zeitung" über die neu entdeckte Lust, Geld auszugeben, die Abneigung vieler Verbraucher, abends einkaufen zu gehen und die Suche nach Standorten für Parfümerien und Buchgeschäfte.
SZ: Herr Kreke, Konsumforscher behaupten, Geiz sei längst nicht mehr geil. Die Verbraucher gönnten sich wieder etwas.
Kreke: Das beobachten wir auch. Die Kunden sind wieder bereit, Geld auszugeben - vorausgesetzt, Service, Qualität und Ambiente im Laden stimmen. Der Preis rückt zunehmend in den Hintergrund. Kunden kaufen wieder, weil ihnen Produkte gefallen und nicht, weil sie billig sind.
SZ: Douglas sucht in vielen deutschen Städten nach neuen Standorten. Für die Top-Lagen bieten aber auch andere finanzstarke Filialisten, vermehrt auch
aus dem Ausland. Das treibt die Mieten und macht die Expansion teuer.
Kreke: Wir müssen mit unseren Fachgeschäften dahin, wo die Kunden sind - das heißt, entweder in Top-Innenstadtlagen oder in gut geführte
Einkaufscenter. In den absoluten Top-Lagen
der Metropolen ist es inzwischen schwierig, ezahlbare Standorte zu finden.
SZ: Der Einzelhandel hat erbittert für längere Ladenöffnungszeiten gekämpft. Jetzt, wo dies in vielen Bundesländern möglich ist, machen immer weniger Ladenbetreiber Gebrauch davon. Douglas
hat als einer der Ersten bereits im Januar
eingeräumt, dass sich der Verkauf am Abend kaum lohnt und schließt die meisten seiner Läden seitdem wieder früher.
Kreke: Ich bin froh, dass Ladenbetreiber heute die Freiheit haben, abends länger zu öffnen. Aber die Erfahrungen haben gezeigt, dass der Verbraucher nicht von heute auf morgen sein über Jahrzehnte
gelerntes Einkaufsverhalten ändert. Der Deutsche ist eben gerne abends um acht zu Hause.
SZ: Ihre Buch-Tochter Thalia hat zuletzt vor allem durch Übernahmen von regional tätigen Filialisten auf sich aufmerksam gemacht. Bald zieht Thalia
auch in die Karstadt-Warenhäuser ein. Geht die Einkaufstour weiter?
Kreke: Wir wollen im Buchgeschäft weiter kräftig wachsen - auch durch Übernahmen. Der Markt ist stark fragmentiert. Thalia ist einer der beiden
Branchenführer und bringt es in Deutschland auf einen Marktanteil von gerade sechs Prozent. Da gibt es noch Wachstumspotential. In der gesamten
Buchbranche werden ständig Gespräche geführt. Und auch Thalia wird zugreifen, wenn sich entsprechende Gelegenheiten bieten.
"Dreckskerle und Grenzgänger" - Über Literatur aus Polen schreibt Artur Becker in der "Frankfurter Rundschau":
Seit einigen Jahren erleben wir auch in Deutschland einen wahren Boom der polnischen Literatur. Man fühlt sich direkt an die Sechziger des letzten Jahrhunderts erinnert, als Marek Hlasko, Witold Gombrowicz und Slawomir Mrozek noch in aller Munde waren. Wir sind ja schon lange daran gewöhnt, dass uns die Polen in erster Linie exzellente Lyrik liefern, die im englischsprachigen Raum zum Besten gezählt wird, nicht zuletzt durch die überschwänglichen Lobeshymnen von Joseph Brodsky. Schaut man sich aber die Literaturblogs der deutschen Internetseiten an, stellt man verwundert fest, dass sich die hiesigen Lesegewohnheiten auf Zbigniew Herbert, Adam Zagajewski und Wislawa Szymborska beschränken. Dabei ist das eigentliche Zugpferd der polnischen Dichtung Czeslaw Milosz, "der Professor mit dem Taschenmesser", wie er einmal spöttisch von Tadeusz Rózewicz, seinem wichtigsten Widersacher, genannt wurde. Diese beiden Chirurgen der Wirklichkeit und der Metaphysik haben sich in ihren Gedichten einen für den Leser köstlichen poetologisch-metaphysischen Kampf geliefert.
"Das letzte Wettlesen" - Fiona Behle (16) erzählt in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom Warten auf Harry Potter:
Wenn Harry Potter erscheint, steht die Welt still, beim letzten Band erst recht. Da wird fleissig vorbestellt und vordis-kutiert. Wer könnte sterben? Wird das Böse besiegt? In zahllosen Internet-Foren findet man dazu die abstrusesten Theorien... Ab dem Erscheinungstermin des letzten Bandes wird Harry Potter endgültig allgegenwärtig sein. Auch ich werde dann eine Woche lang mit dem dicken Buch vor der Nase herumlaufen. ... Das Einzige, was schlimmer ist, als Harry Potter zu lesen, ist, Harry Potter nicht zu lesen.