Das erste Programm von Nicolai Publishing & Intelligence war lange angekündigt und wurde mit Spannung erwartet. Hatten Sie zwischendurch Zweifel, es noch in diesem Jahr zu schaffen?
Überhaupt nicht. Wir haben uns bewusst Zeit gelassen, die Qualität unserer Bücher ist das oberste Ziel.
Mit ihrem Claim „Dare to know“ – Kant hätte gesagt: „Sapere aude!“ – stellen Sie sich unmittelbar in die Aufklärungstradition des 18. Jahrhunderts. Was bedeutet für Sie Aufklärung im 21. Jahrhundert?
Dass wir wieder lernen, dem Wissen zu vertrauen. Dass wir an unsere zerfurchte Zeit mit lustvollem Denken und angstfreier Neugierde herangehen – und bereit sind für neue Erkenntnisse.
Wen möchten Sie mit ihrem Programm ansprechen?
Wir möchten alle ansprechen, die Lust am kritischen Denken, am Weiterdenken und am Perspektivwechsel haben. Die, nachdem sie unsere Bücher gelesen haben, sagen: „ach, so habe ich das noch nicht gesehen“.
Wo sehen Sie Ihre Lücke im Markt?
Unsere Bücher sind schön und hochwertig gestaltet, schmal, doch tief im Inhalt. Wer ein Nicolai-Buch liest, sieht die Welt neu.
Wie gehen Sie mit dem Befund um, dass weite Teile der Gesellschaft in den westlichen Staaten geradezu einen Widerwillen gegen jede Form von rationaler Durchdringung der Gegenwart haben?
Unser Programmkonzept wie unsere Bücher sollen ja eine Antwort genau darauf sein. Aufklärerisches Denken heißt kritisches Denken. Ich bin fest davon überzeugt, dass fundierte und zugänglich geschriebene Bücher, dass unsere Autorinnen und Autoren den Echo-Kammern etwas entgegensetzen können, und dass es dafür auch ein interessiertes Publikum gibt.
Ihr Programm ist klar in drei Blöcke gegliedert: Diskurse, Tugenden, Ökonomien des 21. Jahrhunderts. Sind diese prinzipiell für alle Themen offen?
Der Verlag verhandelt die Themen zu den drängenden Fragen unserer Zeit. Dazu gehören selbstverständlich Klimaschutz, Migration, Gesundheit, Mobilität – und mehr.
Sie bieten eine hochkarätige Autorenschaft auf. Wie ist es Ihnen gelungen, sie für Ihr Verlagsprojekt zu gewinnen?
Ein Verlag muss selbst eine Plattform sein für unterschiedlichste Denker. Und wir sind eine schnellere, als es vielleicht herkömmlicheren Verlagshäuser möglich ist. Nicolai bietet die Möglichkeit, innerhalb von kürzester Zeit, in einer prägnanten Form, Denkanstösse zu geben, dazu im vornehmsten wie nachhaltigsten Medium: dem Buch.
Der Programmauftritt ist klar, die Gestaltung der Cover geradezu minimalistisch. Was wollen Sie dem Leser damit vermitteln?
Wir möchten durch diese Gestaltung die Wörter sprechen lassen und die Aufmerksamkeit auf die Themen lenken. Ein hoher Wiedererkennungswert des Nicolai Programms ist auch das Ziel.
Alle Bücher eines Programmblocks kann man auch als Reihe im Schuber erwerben. Ist das auch ein Angebot an Sammler?
Unbedingt. Wir möchten mit unseren Themen, zu denen wir jeweils sechs Autorinnen und Autoren einladen, ein Essay zu schreiben, Diskurse anstoßen. Somit bieten wir also keine Reihen, sondern Diskurse im Schuber an. Wer die Box kauft, erhält noch einen siebten Band dazu, der Schnittstellen und Kontroversen der einzelnen Bücher herausarbeitet.
Welche Startauflage haben die Titel?
Eine so hohe, dass wir überall lieferbar sind.
Wie kommunizieren Sie das Programm in den Buchhandel?
Wir kommunizieren digital. Und mit unseren Büchern auch auf schönste analog.
Alle Titel erscheinen am 23. Oktober, nach der Frankfurter Buchmesse. Ist das nicht ziemlich spät?
Warum spät? Ich schätze die Frankfurter Buchmesse sehr, als Besucherin und Autorin. Doch für unsere Bücher ist sie nicht relevant.
Ist der Verlag auf der Messe präsent?
Siehe oben.
Wie geht es weiter? Erscheint im Frühjahr das zweite Programm mit vergleichbarem Titelvolumen?
Warten Sie es ab, wir sind noch für einige Überraschungen gut.
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Informationen zum Programm finden Sie hier.