Krimibestenliste im September

Tom Franklin auf Platz 1

3. September 2018
von Börsenblatt
Als besten Krimi des Monats September haben die 19 Literaturkritiker der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur und "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" Tom Franklins "Krumme Type, krumme Type" (Pulp Master) gewählt.

1(–) Tom Franklin: "Krumme Type, krumme Type". Pulp Master, 416 Seiten, 15,80 Euro
„Chabot“, Mississippi. Alle nennen ihn „Scary Larry“. Hat er wieder, wie vor
25 Jahren, ein Mädchen umgebracht? Constable Silas, einst eine schwarze
Baseball-Hoffnung, zweifelt. Einen Sommer lang waren die beiden Außenseiter
Freunde. Schweigen, Angst, Rassismus – gelähmte Gesellschaft, tolles Buch.


2(1) Lisa McInerney: "Glorreiche Ketzereien". Liebeskind, 448 Seiten, 24 Euro
Cork, Irland. Seniorin Maureen erschlägt einen Einbrecher mit einem
Heiligen Stein. Die Leiche muss weg.Wie überhaupt alles, was den Anschein von
Wohlanständigkeit stören könnte. Poetisch, direkt, kalt servierter schwarzer
Humor: endlos die Spirale von gekränkter Ehre, Demütigung und Gewalt.


3(–) Mercedes Rosende: "Krokodilstränen". Unionsverlag, 224 Seiten, 18 Euro
Montevideo. Die sicherste Stadt Lateinamerikas, ins Chaos gestürzt von
Rechtsanwältin Rosende. Heldin Úrsula frisst, Knasti Germán ist Paniker. Sie heult,
er kotzt. Ihre Familie hat sie schon fast verschlungen, jetzt erbeutet sie souverän mit
rosa Tasche Millionen. Leider gibt es auch Polizei.


4(6) Claudia Piñeiro: "Der Privatsekretär". Unionsverlag, 320 Seiten, 22 Euro
Buenos Aires, La Plata. Politiker Rovira will die Provinz Buenos Aires teilen, um
dem Alsina-Fluch zu entkommen. Denn nur so kann er Präsident werden. Diesem
Ziel wird alles geopfert: Frau, Freundschaft, Moral. Der Fluch Argentiniens:
skrupellose Machtgier. Die frisst sogar Kinder. Ausgeklügelt böse.


5(8) Gianrico Carofiglio: "Kalter Sommer". Goldmann, 352 Seiten, 20 Euro
Bari, 1992. Während eines Bandenkriegs wird der Sohn von Mafiaboss
Dreizylinder entführt und stirbt. Ein Mafioso wird Kronzeuge, die Cosa Nostra
ermordet in Sizilien Borsellino und Falcone, die Polizei von Bari tappt durch
Grauzonen. Zufall, Schicksal? Roman und Reflexion einiger Geschehnisse.


6(10) Max Annas: "Finsterwalde". Rowohlt, 400 Seiten, 22 Euro
Berlin, Finsterwalde.Wer nicht weiß ist, wurde vertrieben oder kaserniert,
deutscher Pass hilft gar nichts. Um Kindern das Leben zu retten, flieht Ärztin
Marie aus dem Lager Finsterwalde, riskiert das eigene Leben in einem Deutschland,
in dem Schwarze Freiwild sind. Schöne neue Zukunft mit „Politik für Euch!“


7(–) J. G. Ballard: "Millennium People". Diaphanes, 352 Seiten, 20 Euro
London. David Markhams Frau wurde von einer Bombe zerrissen. Bei der
Tätersuche gerät er in einen Aufstand der Mittelschicht. Sie hat den
Gesellschaftsvertrag „Verantwortung gegen gehobenen Lebensstil“ aufgekündigt.
Und jagt alles Schöne/Gute in die Luft. Den Volvo und das National Film Theatre.


8(–) D. B. Blettenberg: "Falken jagen". Pendragon, 384 Seiten, 18 Euro
Thailand, Leros. Kaltes, spätes Nachspiel zum ZweitenWeltkrieg: Farang Surasak
Meier soll den „Falken“ töten. Der Grieche liquidiert die Nachfahren deutscher
Kriegsverbrecher, die 1943 in seinem Heimatdorf 320 Menschen umgebracht
haben. Endstation der Mörderjagd: Bunkerruinen auf einer Insel in der Ägäis.


9(–) Jo Nesbø: "Macbeth". Penguin, 624 Seiten, 24 Euro
Schottland. SWAT-Führer Macbeth und Casinochefin Lady, am Drogen-Bändel
von Gangster Hecate, schalten die Polizeiführung aus. Macbeth, „Mann aus dem
Volk, für das Volk“, bringt Freunde, Feinde, Kinder um. Aktuelle, atmosphärisch
schlüssige Transposition des Shakespeare-Stoffs. Nesbøs bestes Buch.


10(–) Jane Harper: "Ins Dunkel". Rowohlt, 416 Seiten, 14,99 Euro
„Giralang Mountains“, Melbourne. Erfolgsautorin Harper ist von der
Wüste („Dry“) in den kalten Regenwald gewechselt. Fünf Frauen allein in der
Wildnis, Teambuilding in einer dubiosenWirtschaftsberatung, alteWunden:
Kann nicht gut gehen, geht nicht gut. Toxisches Aerosol: nasse Luft und
Detektion.