Regional orientierte Verlage mit Kochbuchprogrammen

Heimatliche Kochgefilde

2. November 2018
von Börsenblatt
Profitieren Sie vom Trend zur ländlichen Regionalküche? Und welche Themen sind besonders beliebt? Das Börsenblatt hat Verlage mit regionalem Schwerpunkt gefragt.

Manuel Dotzauer, Lektorat, Kellner Verlag 

"Der Trend zur ländlichen Regionalküche macht sich bei uns vor allem durch die Buchangebote bemerkbar, in denen gesund gekocht und sich wieder heimischen Produkten zugewandt wird – und in denen die regionalen Lieferanten gestärkt werden. Das geht mit Erinnerungen an früher einher, in denen teils längst vergessene Rezepte ausgegraben werden. Bei dem Titel 'Erzählkochbuch der Vahrer Löwen' haben wir das zusammen umgesetzt: Einwohner der Bremer Vahr erzählen ihre Geschichte zu einem Rezept ihrer Kindheit. Dabei sind interessante Gerichte wie die 'Weiberzähne' (Suppe mit Graupen und Backpflaumen) zutage gekommen. Bei Kochbüchern hängt die Nachfrage stark von Aufmachung und Ausgefallenheit ab: Angesichts der Vielzahl sticht nur das ins Auge, was nicht schon 100-mal in der Buchhandlung liegt. Wir bieten unsere Kochbücher bundesweit an, da die internationale Kochbuchreihe nicht regional beschränkt ist."

Rüdiger Müller, Programmleitung, Silberburg Verlag

"Ja, regionale Küche liegt im Trend, und wir als Verlag profitieren davon. Natürlich muss beachtet werden, wie regional ein Kochbuch sein kann und sein muss. Regionale Küche, die die Verwendung von regionalen Produkten beinhaltet, und klassische regionale Rezepte sind besondere Themen, die immer laufen, ebenso wie Bücher zu Anlässen wie beispielsweise Weihnachten. Unser Schwerpunkt liegt dabei klar auf den Einheimischen, das kann man getrost so sagen."

Sonya Mayer, Produktmanagerin, Christian Verlag
 
"Wir hatten, was die regionale Küche betrifft, schon immer einen kleinen Bereich mit Büchern wie 'Echt Südtirol!' oder 'Echt norddeutsch!' und beobachten, dass das Thema sehr im Kommen ist. Unserer Erfahrung nach sind vor allem einfache Rezepte gefragt; je schwieriger, desto weniger verkäuflich sind die Bücher. Wir haben zudem das Gefühl, dass die Regionen geografisch kleiner werden, die Leute interessiert, was nah an ihnen dran ist. Vornehmlich kaufen die Menschen, die in besagter Region wohnen, diese Kochbücher. Dass beispielsweise ein Hamburger sich von einem Kochbuch mit schwäbischen Rezepten angesprochen fühlt, passiert selten. Es sei denn, er macht in der Region Urlaub – dann schon!"

Gabriele Sauer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Wartberg Verlag
 
"Mit der Wiederentdeckung der Heimat wurden vor allem regionale und alltagstaugliche Rezepte, darunter insbesondere die Küchenklassiker – so auch der Name unserer Reihe – in verjüngten Rezepturen, wieder sehr beliebt. Wir haben in den vergangenen Jahren mehrere regionale Kochbücher herausgegeben, zum Beispiel für Nordhessen, die Pfalz, das Münsterland und den Niederrhein, die vor allem in den einzelnen Regionen großen Anklang fanden. Diese Serie bauen wir kontinuierlich weiter aus – momentan ist ein neuer Band über das Saarland in Planung. Allerdings: Unsere Küchenklassiker sprechen in erster Linie die Zielgruppe in der Region und nicht deutschlandweit an."

Angelika Schulz-Parthu, Verlegerin, Leinpfad Verlag
 
"Wir profitieren enorm vom Trend zur ländlichen Regionalküche, vor allem bei unseren genialen, weil regionalen Tapasbüchern. Das begann 2012 mit unserem Bestseller 'Rheinhessische Tapas', der sich in vier Auflagen über 10.000-mal verkauft hat. Inzwischen gibt es sieben Bände über Tapas, die in fünf deutsche Weinregionen, beispielsweise ins Pfälzische, Schwäbische oder in den Rheingau führen. Unserem Konzept zufolge passen Tapas nämlich hervorragend zu deutschem Wein – schließlich lassen sich regionale Spezialitäten leicht mit ein paar mediterranen Kniffen aufpeppen. Übrigens: Auch die auf Weinthemen spezialisierte Journalistin Alice Gundlach ist von unseren Tapasbüchern begeistert."

Monika Resler, Presse und Lizenzen, Tyrolia Verlag
 
"Mit der 'Tiroler Küche' von Maria Drewes haben wir ein absolutes Standardwerk in unserem Programm, das schon in der 15. Auflage vorliegt und von dem wir bisher 84.000 Exemplare verkauft haben. Gerade in letzter Zeit hat das Interesse noch mal zugenommen; die Tiroler Küche wird auch über Tirol hinaus als eine reizvolle Küche wahrgenommen, hat ihre Liebhaber und wird als eine Art Marke verkauft. Wir sind allerdings auch mit einer modernisierten Variation, der 'Xunden Tiroler Küche' von Angelika Kirchmaier, sehr erfolgreich. Das ist eine Abwandlung, die dem Bedürfnis nach einer etwas schnelleren und bekömmlicheren Tiroler Kost entgegenkommt. Und mit unserem Kochbuch 'Der Geschmack der Berge' machen wir die Erfahrung, dass in der regionalen Küche auch die Zutaten, regional und saisonal und möglichst aus einem natürlichen Umfeld, eine besondere Rolle spielen."