Jahrestagung der IG Belletristik und Sachbuch

Mit Zuversicht ins neue Jahr

24. Januar 2019
von Börsenblatt
Am Beginn des Jahrestreffens der Publikumsverlage in München stand eine kritische Selbstvergewisserung: Wo steht die Branche? Wie schaut die Politik auf sie? Und wie nahe sind Verlage und Buchhändler den Kunden?

Eine schöne Gleichzeitigkeit, fand Annette Beetz vom Sprecherkreis der IG Belletristik und Sachbuch im Börsenverein: Am heutigen Donnerstag treffen sich traditionell in München die Publikumsverleger − und das am ersten internationalen Tag der Bildung, den die UNESCO ausgerufen hat. Die politische und gesellschaftliche Dimension des Bücherverlegens stand also bereits am Anfang des Zusammentreffens im Raum.

Ein Thema: Die geplante Fusion von Thalia und der Mayerschen

Der Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller, gab in seinem Grußwort eine selbstbewusste, durchweg zuversichtliche Zustandsbeschreibung der Buchbranche ab. "Wir haben immer noch einen Buchmarkt, um den uns die ganze Welt beneidet", hielt er fest. Zuvor hatte der geschäftsführende Gesellschafter von Osiander keinen Hehl aus seiner Erschütterung über die angestrebte Fusion von Thalia und der Mayerschen gemacht, die im Januar bekanntgegeben wurde. "Das hat mich ganz persönlich geschockt", räumte der Tübinger Buchhändler ein, dessen Haus bisher in sehr engen, kooperativen Beziehungen zur Mayerschen stand.

Nüchtern betrachtet, ergänzte Riethmüller jedoch, handele es sich bei Unternehmenszusammenschlüssen und Konzentrationsprozessen aber "um ganz normale Vorgänge". Der konkrete erscheine ihm bei näherem Hinsehen als "nachvollziehbar, konsequent und sinnvoll". Und: "Trotz dieser Fusion ist unsere Branche immer noch breit aufgestellt." Und sie entspreche damit der ebenfalls immer weiter sich auffächernden Palette von Kundenwünschen und Ansprüchen an die Verlage und den Handel. Nach wie vor hätten Buchhandlungen − das wisse er aus vielen Gesprächen mit Verantwortlichen aus kommunaler Politik und Verwaltung − einen ausgezeichneten Ruf in den Städten, schloss Riethmüller sein Statement.

Gewissermaßen komplementär zu dessen Einschätzungen schlug der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis, auch einen kritischeren Ton an. Er beklagte, dass es nicht gelungen sei, zum Jahresauftakt der Branche in München eine Diskussion über die Fusionspläne von Mayerscher und Thalia zu organisieren − weil die Protagonisten nicht zur Verfügung stünden. "Ist das schon ein Symptom für zentrifugale Kräfte in unserer Branche?", fragte Skipis skeptisch. Aus seiner Sicht sei es von hoher Bedeutung, weiter im Blick zu behalten, dass die Handelspartner aufeinander angewiesen blieben. Und auf die Kleinteiligkeit und Vielfalt der Strukturen: Die Buchpreisbindung sei gemacht "nicht für die großen Ketten, sondern für die vielen Kleinen im Land, damit sie ihre kulturelle Funktion erfüllen können".

Preisbindung, Verlagspreis, Trilogverfahren

Zwar habe man erfolgreich das Ansinnen der Monopolkommission, diese Preisbindung abzuschaffen, abwehren können, und es gebe in der Regierungskoalition in Berlin eine große Einmütigkeit in dieser Frage, berichtete Skipis. CDU/CSU-Fraktion wie auch die SPD verstünden auch weiterhin die Preisbindung als "zentrales wirtschaftsrechtliches Instrument" zum Schutz der Branche, und die Politik erkenne die Buchbranche nach wie vor als "Eckpfeiler der Kulturnation Deutschland". Aber, so mahnte der Hauptgeschäftsführer, die Branche selbst dürfe diese Rahmenbedingungen nicht gefährden. "Welche Visionen haben wir eigentlich von unserem Buchmarkt in 20 Jahren?"

Zur Arbeit des Börsenvereins im vergangenen Jahr zog Skipis eine Bllanz mit Licht und Schatten. Auf der Habenseite: der neue Verlagspreis, den man auch dank des Engagements der Kurt Wolff Stiftung habe etablieren können; der Erfolg auf europäischer Ebene zur Einführung des verminderten Mehrwertsteuersatzes auf elektronische Publikationen, der nun rasch auch in deutsches Recht umgesetzt werde; die schon erwähnte Festigung der politischen Loyalität zur Preisbindung. Prozessual leider kompliziert habe sich der Kampf um die Verlegerbeteiligung an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften entwickelt. Obgleich in Brüssel wie in Berlin der einhellige Wille bekundet werde, dafür eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, sei nun das Trilogverfahren dennoch zunächst gescheitert, und der vorgesehene Zeitplan gerate in Gefahr.

Zahl der Buchkäufer wieder gestiegen

Skipis schloss mit einem Hoffnungszeichen der Erholung am Käufermarkt. In den ersten drei Quartalen 2018 sei die Zahl der Buchkäufer im Vorjahresvergleich um 1,6 Prozent gestiegen − ein vorsichtiges Indiz dafür, dass die Anstrengungen der Verlage und Buchhändler Früchte trügen.

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