Thomas Krüger, Bundeszentrale für politische Bildung, bei der IG Belletristik und Sachbuch

An den Baustellen der Demokratie

24. Januar 2019
von Börsenblatt
Verlage könnten "die Think Tanks der Demokratie" sein und den "Echokammern des Internets" etwas entgegensetzen, sagte Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, bei der Jahrestagung der IG Belletristik und Sachbuch in München.

"Wir stellen Kulturgüter her, insofern sind wir viele kleine politische Bundeszentralen", sagte der Verleger Andreas Rötzer bei der Vorstellung von Thomas Krüger, Chef der 1952 gegründeten Bundeszentrale für politische Bildung.

Die Aufgabe der Bundeszentrale sie "Widerspruch zu institutionalisieren", sagte Krüger, "aber erklären Sie das mal dem Innenminister". Das Problem, dass die Institution mit vielen Informationsanbietern teilt: Die "Tonnen an Publikationen" werden nur von denen rezipiert, die schon politisch gebildet oder zumindest politisch interessiert sind. "Politische Bildung muss eine Veranstaltung für alle sein", so Krüger.

Um die zu erreichen, die nicht mehr lesen, ist die Bundeszentrale ungewöhnliche Kooperationen eingegangen. Zwei Beispiele: Im Fernsehbereich, konkret RTL 2, wurden gemeinsam mit den Skriptschreibern das Thema Wahlen in die Dailey Soap "Berlin, Tag und Nacht" untergebracht. Bei einer Kooperation mit der Offenbacher Beauty-Bloggerin Hatice platzierte die Bundeszentrale das Thema Salafismus − mit großem Erfolg, wie laut Krüger an der Kommentarspalte abgelesen werden konnte.

Das Prinzip Buch, print oder digital könne dennoch weiterhin als das zentrale Medium für Aufklärung gelten. Krüger: "In der politischen Bildung diskutieren wir viel über Emotionen, in der Literatur finden wir sie."

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