"Hiergeblieben, Buchmesse" - Frank Göpfert berichtet in der "Frankfurter Rundschau" über die Bemühungen der Stadt Frankfurt, die Buchmesse nach dem Kompromiss von 2003 langfristig zu binden:
Was gut ist, kann noch besser werden. Unter dieses Motto möchten die Stadt Frankfurt und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gerne ihre streng vertraulichen Verhandlungen über die Zukunft der Frankfurter Buchmesse stellen. Derzeit ist die größte Bücherschau der Welt, die in diesem Jahr am 10. Oktober beginnt, noch bis 2010 vertraglich an Frankfurt gebunden. Das Ziel der Gespräche jetzt: "Wir wollen die langfristige Bindung der Buchmesse an die Stadt Frankfurt", sagt Peter Heine, Büroleiter von Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU). Der Frieden des Jahres 2003, den damals die städtische Messegesellschaft und die Buchmesse geschlossen hatten, soll so dauerhaft gesichert werden. Der Vertragsschluss vom April 2003 stand am Ende eines langen, enervierenden Ringens, bei dem der seinerzeitige Buchmessen-Direktor Volker Neumann offen mit dem Wechsel der Traditionsveranstaltung nach München gedroht hatte. Neumann erreichte sein Ziel: Die Stadt verbesserte die Bedingungen für die Buchmesse, einen ihrer wichtigsten Imageträger, entscheidend. Als "Professional Fair Organizer" übernimmt die städtische Messegesellschaft seither alle organisatorischen und technischen Dienstleistungen der Buchmesse - allein das entlastete deren Etat um einen hohen sechsstelligen Betrag. ... In den Treffen jetzt geht es um einen neuen Dienstleistungs-Vertrag: "Unser politisches Interesse ist es, dass beide Seiten sich bei den Verhandlungen richtig anstrengen", betont Büroleiter Heine. Dabei müsse die städtische Messegesellschaft "prüfen, inwieweit sie einem solchen Highlight wie der Buchmesse entgegenkommen kann".
"Staatspreis ohne falsche Rücksicht" - Mark Siemons bewertet in der "FAZ" über die Verleihung des Staatspreises der VR China an Wolfgang Kubin:
Dass Wolfgang Kubin am heutigen Mittwoch in der Großen Halle des Volkes den Staatspreis der Volksrepublik China erhält, könnte man für eine Ironie der globalen Literaturbetriebsgeschichte halten. Seit Jahrzehnten lässt der Bonner Sinologe und Dichter nichts unversucht, sich bei allen staatlichen und gesellschaftlichen Gewalten, vor allem Chinas, unbeliebt zu machen, wenn er dies denn seinem strengen Verständnis von Literatur schuldig zu sein glaubt. Zumal nach der Niederschlagung der Studentenbewegung von 1989 übersetzte und förderte er nach Kräften die Lyriker, die damals in Ungnade gefallen und ins Exil getrieben worden waren: Yang Lian oder Gu Cheng, der sich das Leben nahm, Bei Dao, den er immer wieder für den Nobelpreis ins Gespräch brachte. .... Steckt vielleicht eine klammheimliche Kehrtwende des chinesischen Staats dahinter, der sich plötzlich auf die Seite der Verfemten und Nestbeschmutzer schlägt? Vermutlich doch nicht: Der Preis für besondere Verdienste bei der Bekanntmachung der chinesischen Buchkultur wird im Rahmen der Eröffnung der Pekinger Buchmesse vergeben, bei der dieses Jahr Deutschland im Mittelpunkt steht. Er ist also eher eine freundliche Geste gegenüber dem Gastland und dessen Vorschlägen, wobei immerhin zu vermerken ist, dass sich die offiziellen Stellen gegen den Kritiker auch nicht gesperrt haben.