Die Vermeidung von Plastik ist uns ein Anliegen – in allen Bereichen des Lebens. Wir wollten darstellen, wie viel Plastik allein durch das Einschweißen der Bücher anfällt, und waren selbst schockiert, als wir realisierten, was so alles zusammenkommt, wenn wir eine Woche lang die Folien sammeln.
Auf dem Foto ist neben dem Plastikberg auch ein Kind zu sehen, dadurch wollten wir auch die Botschaft vermitteln, dass es für zukünftige Generationen eine ganz andere Situation sein wird, wenn wir unser Verhalten von heute nicht ändern.
Die Resonanz auf den Post bei Instagram war überwältigend, damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Der Post wurde inzwischen über 1.300-mal geliked, es wurden mehr als zwanzig kreative Stories daraus gemacht und wir haben viele leidenschaftliche und dankbare Kommentare dafür bekommen – sowohl von Kunden als auch von Verlagen und Autoren; auch bei Facebook war das Echo groß.
In unserem Post haben wir viele Verlage direkt angesprochen und um einen Kommentar gebeten. Mit dem Wunsch nach deutlich weniger Plastik – auch in Buchhandlungen – haben wir offensichtlich ein Thema berührt, das viele Menschen bewegt. Da bislang nur eine wenige Verlage reagiert haben, werden wir zusammen mit Jasmin Marschall von der Buchhandlung herr holgersson. lesen & leben einen Brief an alle größeren Verlage schreiben, um unseren Wunsch nach folienfreien Büchern auszudrücken.
Inzwischen haben sich viele weitere Buchhandlungen angeschlossen, die den Brief mit uns unterzeichnen wollen. Wir freuen uns sehr über diese engagierte Reaktion! Der Brief soll Ende Februar / Anfang März verschickt werden. Und wir würden uns sehr wünschen, dass wir auf diese Weise etwas dazu beisteuern können, die Welt ein kleines bisschen mehr vom Plastik zu befreien. Dass dazu ein Instagram-Account beitragen könnte, hätten wir uns noch vor kurzer Zeit nicht vorstellen können ...
Kontakt über: buchhandlunglueders.de
Lesen Sie zur Plastikfolie auch das Thema der Woche im Börsenblatt, Heft 7, das am 14. Februar erscheint.
Dies wäre jedenfalls besser, als die Änderungen gleich durchsetzen zu wollen.
Ich sehe nur eine Möglichkeit, dem zu entkommen: Wenn die fabrikneuen Bücher - wie noch in den 60er und 70er Jahren - statt mit Plastikfolie wieder in Papier eingeschlagen werden. Das sieht weniger schön aus (Cover und Buch kann man im Papier nicht erkennen), erfüllt aber den Wunsch von Käufern, Händlern und Verlegern, "saubere, einwandfreie" Ware zu (ver-)kaufen.
Doch wie kann die maschinelle Verpackung in Folie so schnell auf Papier umgestellt werden? Mir scheint, das Problem lässt sich so schnell nicht lösen.
Und überhaupt: Die größten Plastik-Dreckschleudern sitzen nicht in Europa (wo der gelbe Punkt das Entsorgen gut regelt), sondern z.B. in Afrika: In Marokko z.B. weht der Plastikmüll über das ganze Land (das glaubt nur, wer als Tourist mit eigenen Augen diesen Dreck allerorten gesehen hat!) und natürlich ins Meer; eine Entsorgung oder Müllabfuhr gibt es schlicht nicht! In diesen Ländern müsste viel eher als in Europa angesetzt werden, um dem Plastikmüll ein Ende zu bereiten. Bis dahin bin ich einverstanden, Bücher auch weiter in Plastikfolie einzuschweißen oder eingeschweißte Bücher zu (ver-)kaufen.
Abfallvermeidung, die zunächst einmal daraus besteht, anderen Menschen vorzuwerfen, dass sie nicht im Rahmen bundesrepublikanischer Standards leben, scheint zumindest mir nicht wirklich effektiv. Wie wäre es denn, mit gutem Beispiel voran zu gehen, statt den "Ihr tut ja nichts, also ist das auch nicht unser Problem"-Finger in den Wind zu halten?
Ach ja: Seit bereits 2016 ist in dem von Frau Dr. Klug gescholtenen Marokko die Nutzung und Produktion von Plastiktüten strafbar. Zugegeben, Ruanda war schon zehn Jahre früher soweit. Südafrika, Mauretanien, Kenia stehen auch auf der Liste. So viel zum Thema "die anderen sind aber viel schlimmer, deshalb darf ich das tun".
Die in Ihrem Kommentar geschriebenen beiden Sätze: "Ich sehe nur die Möglichkeit, dem zu entkommen: Wenn die fabrikneuen Bücher - wie noch in den 60er und 70er Jahren - statt mit Plastikfolie wieder in Papier eingeschlagen werden. Das sieht weniger schön aus (Cover und Buch kann man im Papier nicht erkennen) erfüllt aber den Wunsch von Käufern, Händlern und Verlegern, "saubere, einwandfreie" Ware zu (ver-)kaufen" kann ich sehr unterstreichen und auch nachvollziehen.
Frau Dr. Sonja Klug zeigt mit dem Beispiel von der Plastikfolie langsam weg wieder zum Papier um die Bücher als geschützten Umschlag eine Version auf, die man doch in den Buchhandlungen ausprobieren könnte.
Immerhin hätte dann der Kunde, welcher ein Buch, z. B. zu einem Geburtstag jemanden kaufen möchte, die Gewissheit, dass dieses Buch sauber ist, weil es ja in einem Papiereinband sozusagen gut eingepackt ist. Manche Papiere sind sicher auch etwas durchsichtig. Aber dies macht dann gerade auch den Reiz dieses Papierumschlages aus.
@Daniel Beskos:
Bei den Büchertisch-Rückläufern allerdings eine Quote von 80% Ramsch zu erreichen – das ist Kunst und da stimmt etwas nicht. Soweit es mir erinnerlich ist, sind wir Buchhändler aufgefordert, Remissionsexemplare (bei Büchertischen oder generell) nur in wiederverkäuflichem Zustand zurückzusenden, egal wo die landen (sic!). Eventuell sollten Sie den jeweiligen Handelspartnern im Sortiment ein Musterexemplar zum Durchgrabbeln umsonst dazu packen, weitergehend aber heftigst auf die Finger klopfen und nicht wiederverkäufliche Exemplare schlicht und ergreifend einfach nicht gutschreiben. Volles RR ist ja kein Naturgesetz, sondern an Bedingungen geknüpft. Gegebenenfalls muss man an den Spruch „So etwas tut man nicht“ eben auch unseren Teil der Branche oder einen Teil derer deutlicher erinnern.
Wir sind hier als Buchhandlung in Sachen Umtausch ganz extrem kulant, aber nicht wiederkaufsfähige Ware nehmen wir nicht zurück – fertig!
@Sonja Klug:
Ja, den Weltfrieden und die Weltmeere retten deutsche Buchhändler und Verlage mit einer Folienvermeidung nicht. Aber die Negierung eines hiesigen Plastikproblems und der bequeme Verweis auf die gelbe Tonne und andere, selbstverständlich größere Umweltsünder…? Dies erinnert mich dann doch zu sehr an die Menschen, die beim Ökosupermarkt mit dem SUV vorfahren, dort einkaufen und glauben, sich damit aller restlichen Verantwortlichkeit entledigt zu haben. So einfach ist das nicht.
Nach der Umstellung von Plastik- auf Papiertragetaschen (über deren vorgeblichen ökologischen Mehrwert ich gerne streite) oder die alternativ von Kunden mitgebrachten eigenen Stoffbeutelchen (sehr brav) vollzog sich hier merkwürdiges. Als Sortimenter, die bei dem übelsten Regenwetter alternativ zu unseren Papier- auch weiterhin noch Plastiktaschen anbieten, werden wir von manchen Kunden gelegentlich so vorwurfsvoll angeschaut, als seien wir komplette Ökofaschisten. An dieser Stelle hat ein Umdenken dort also offensichtlich funktioniert und eingesetzt. Warum soll man die geneigte Kundschaft also nicht auch daran erinnern, dass der mutmaßlich größere Müllberg aus der Einzelverpackung entsteht?
Der Mensch braucht gelegentlich Bilder, um Dinge zu verstehen. Die Aktion der Buchhandlung Lüders ist ein großartiges Bild, welches wir hier in Köln auf irgendeine Art und Weise mit Freuden nachahmen werden – ein herzlicher Gruß nach Hamburg!
Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln
https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/wirtschaft/deutscher-plastikmuell-verschmutzt-malaysia-e590969/
Ich bin einigermaßen entsetzt, dass unser Plastikmüll "munter-lustig" in die 3. Welt gekarrt wird, wo er natürlich nicht ordentlich weiterverarbeitet oder entsorgt wird, weil das schon die Korruption dieser Länder gar nicht zulässt...
@Ulrike Helmer @Daniel Beskos
Dennoch: Wir alle - Käufer und Verkäufer von Büchern - wollen einwandfreie Neuware - und keine Probleme mit den Remis. So, wie ich einen neuen Toaster oder ein neues Telefon nur "verpackt" kaufe, um sicher zu sein, dass sie wirklich "neu und einwandfrei" sind, so will jedermann auch neue Bücher "verpackt (OVP)" kaufen.
Der Schritt in der Prozesskette, in der man etwas ändern könnte und (wie von mir vorgeschlagen) wieder von Plastikfolie auf Papierverpackung "umschalten" könnte, sind die Druckereien. Bei Auftragsvergabe gebe ich als Hersteller/Verlegerin an: "Bücher eingeschweißt in Folie". Hier - in den Druckereien - müsste das Problem technisch zuerst gelöst werden, wie man eine Alternative zur Plastikfolie finden kann.
Die Bücher "nackt" zu lassen, ist wirklich keine Lösung !!! In der Tat kenne auch ich als Käuferin von Büchern wie als Verlegerin das Problem: Die Kunden "schreien" nach einer vernünftigen Verpackung des (neuen) Buches, wollen keine Kratzspuren auf den Covern und ärgern sich erst recht über Eselsohren, Fettfletten und eingerissene Schutzumschläge - diese Malheurs passieren leider sehr leicht, wenn ein Buch "nur mal so" in der Buchhandlung einige Wochen ausliegt und von ein paar 100 Leuten "begrapscht" wird. Also bevor wir die Plastikfolie weglassen, brauchen wir unbedingt eine brauchbare Verpackungsalternative!! Und dafür muss zuerst eine technische Lösung gefunden werden.