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Leipziger Konferenz zur Verbreitung illegaler Literatur in der DDR

4. September 2007
Redaktion Börsenblatt
Unter dem Titel „Der heimliche Leser in der DDR“ beschäftigt sich eine Konferenz in Leipzig vom 26. bis 28. September erstmals mit der Verbreitung illegaler Literatur.
Ob Rudolf Bahros „Alternative“ oder Karl May, die „Bravo“ oder Orwells „1984“ - jedem, der mit den Verhältnissen im „Leseland“ DDR vertraut war, kennt das Phänomen: Von der Zensur und vom Zoll ausgegerenzte, mehr oder minder verbotene Bücher und Zeitschriften, die zumeist – aber keineswegs immer – aus dem Westen kamen, wurden über die Grenze geschmuggelt, den Hütern der Giftschränke in den Bibliotheken abgeluchst und auf der Messe geklaut. Man las „zwischen den Zeilen“, organisierte illegale Lesezirkel oder schrieb sogar ganze Bücher ab. Eine Welt ohne Kopiergeräte, in der sogar die Schreibmaschinen von der Stasi überwacht wurden – in der global vernetzten Informationsgesellschaft ist es kaum noch vorstellbar, welche Energien freigesetzt und originellen Tricks ersonnen wurden, um die unsichtbare Mauer zu überwinden, die die staatliche Literaturpolitik errrichtet hatte. Gäste der vom Lehrstuhl für Buchwissenschaft an der Universität Leipzig gemeinsam mit dem Leipziger Arbeitskreis zur Geschichte des Buchwesens organisierten Tagung im Haus des Buches und im Medienzentrum der Sparkasse Leipzig sind Wissenschaftler und Zeitzeugen verschiedener Generationen aus Ost und West, Büchermacher und –schmuggler, Bibliothekare, Theologen oder ehemalige Untergrund-Publizisten. „Mit unserer Tagung wird ein neues, ungemein breites Forschungsfeld eröffnet, zu dem wohl so mancher Besucher und Bürger der DDR einen wichtigen Beitrag leisten kann“, hofft Siegfried Lokatis, Professor für Buchwissenschaft am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig.