Presseschau

Internationales Literaturfestival Berlin, Buchmesse Peking

4. September 2007
Redaktion Börsenblatt
Wieland Freud schreibt in der "WELT" über das Internationale Literaturfestival Berlin und rechnet den Lesern vor, dass die Finanzierung den Steuerzahler "enorm billig" kommt. Ebenfalls Thema: die Buchmesse in Peking.
"Weltliteratur für die Weltstadt" - Heute beginnt das 7. Internationale Literaturfestival Berlin. Wieland Freud beleuchtet in der WELT auch die finanzielle Seite des Lesefests: 30 000 Besucher insgesamt übrigens kamen im vergangenen Jahr, um vergleichbar prominente Autoren zu erleben. Was das Festival vor Querelen nicht schützte. Tatsächlich bleibt seine Finanzierung formal kurios. Nach im Frühjahr zum Teil heftig geführten Debatten ist die Kostenübernahme für 2008 durch den Hauptstadtkulturfonds bis zum heutigen Tag der Eröffnung nicht restlos geklärt. Zwar haben Bund und Stadt ihren politischen Willen, das Festival weiter zu fördern, mittlerweile bekundet und auch der Plan einer "Biennalisierung" - sprich: eines nur noch alle zwei Jahre stattfindenden Internationalen Literaturfestivals - ist vom Tisch, formale Beschlüsse über den 1. Oktober hinaus jedoch gibt es nach wie vor nicht. Dabei kommt das Festival den Steuerzahler letztlich enorm billig: 350 000 Euro schießt der Hauptstadtkulturfonds auch in diesem Jahr zu, 650 000 Euro insgesamt betragen dagegen die Kosten, 300 000 Euro Sachsponsoring kommen hinzu: 5000 Flaschen Wein etwa wurden gespendet. Festivalleiter Ulrich Schreiber hofft auf 140 000 Euro Eintrittsgelder; leidenschaftliche Leser hingegen hoffen auf eine langfristig solide Finanzierung durch den Bund. "Händler der Freiheit" - Susanne Messmer berichtet für den "Tagesspiegel" über den Gastlandauftritt Deutschlands auf der Buchmesse in Peking: Deutschland hat nach Frankreich 2005 und Russland 2006 die Einladung Chinas angenommen, sich als Gastland zu präsentieren. Doch scheint es unnötig, sich mit klaren Linien und sachlicher Technik wie der extra eingeflogenen Gutenberg-Presse als Insel der Vernunft zu präsentieren. Gegenüber Deutschland mit fast 3000 Verlagen scheint das zigfach größere Land China mit nur wenig mehr als 500 offiziellen Verlagen ein Paradies der Ordnung. Doch trügt der erste Eindruck, der Name „offiziell“ deutet es schon an: Chinas Buchmarkt boomt wie der Rest des Landes, die Umsätze haben sich in den letzten Jahren verzehnfacht, schon 2002 lag China nach den USA, Japan und Deutschland auf Platz vier. Besonders aber hat die zunehmende Öffnungspolitik eine höchst undurchschaubare Mischung aus Kontrolle und freier Marktwirtschaft hervorgebracht. Neben den offiziellen gibt es laut Schätzungen 5000 private Verlage, die nicht erlaubt, aber geduldet sind. Diesen ist es untersagt, sich auf der Messe zu präsentieren. Sie dürfen auch keine ISBN-Nummern beantragen, hängen sich aber an die offiziellen Verlage und machen ihre Bücher auf diese Weise bestellbar. Die deutschen Verleger, die sich im Gegenzug für die Frankfurter Buchmesse 2009 mit Gastland China rüsten, sehen sich vielen Fragen ausgesetzt. Sind offizielle Verlage und ihre Programme zwangsläufig linientreu? Wird man nur bei privaten Verlagen fündig, wenn man auf der Suche nach Autoren ist, die kein Blatt vor den Mund nehmen? Wo sucht man, wenn man es auf junge, urbane Literatur abgesehen hat?