Glosse

Saubere Bücher

6. September 2007
Redaktion Börsenblatt
Man kennt das ja: Ein Freund zieht um, dann eine Freundin, dann ein Verwandter usw., und immer soll man helfen. Natürlich nur, wenn man denn auch wirklich Zeit und Lust hat, versteht sich. Und so schwappte derzeit eine derartige Umzugswelle über mich hinweg, dass ich stellenweise denke, selber andauernd umzuziehen.
Wie das so ist beim Umziehen: Man betrachtet so die Habseligkeiten der Freunde und kommt mit anderen Umzugshelfern ins Gespräch. So geschehen vor einigen Tagen. Allen ernstes bemängelte mir gegenüber eine Umzugshelferin am Bücherregal meines Freundes - des Umziehenden -, dass seine Bücher eine deutliche Staubschicht aufweisen würden, er sie im Regal wohl nie abstaube, und war sichtlich unangenehm berührt. Mal ehrlich, so unter uns, stauben Sie Ihre Bücher etwa regelmäßig ab? Also ich käme nicht mal auf den Gedanken, muss ich zugeben. Höchstens mal, dass, wenn ich ein Buch aus dem Regal nehme, dass ich dann mal drüber puste. Aber mehr auch nicht. Bin ich etwa nicht normal, anders als die anderen? Die Zeit des Abstaubens würde mir ja dann auch wieder beim Lesen fehlen. Aber was denken meine Freunde wohl von mir, wenn sie mir mal beim Umzug helfen? Ich notierte mir im Geiste, dass ich im Falle eines Umzuges meine Bücher vorher allesamt entstauben würde. Ich will ja schließlich keinen schlechten Eindruck bei meinen Freunden hinterlassen. In Anbetracht meiner Bücherberge wäre so ein Vorhaben aber reiner Wahnsinn. Und vor allem: Wohin mit all dem Staub?! Daher kommt ein Umzug für mich wohl so bald nicht in Frage. Ich habe im übrigen auch gar nicht genug Freunde und Verwandte, um all die Bücherkisten zu transportieren. Daher glaube ich eigentlich, das Thema Bücher abstauben ist für mich erstmal zu vernachlässigen. Ich könnte natürlich auch Plastikplanen über meine Regale ziehen, so dass kein Staubkörnchen mehr den Weg zu meinen Büchern schafft. Okay, sieht vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig in der Wohnung aus, ein bisschen so wie Spurenabsicherung an einem Tatort. Aber praktisch wäre das wohl schon, so für den Fall eines Umzugs.