Presseschau

Hartmut Ostrowski, Harry Potter, Gruppe 47

6. September 2007
Redaktion Börsenblatt
Götz Hamann beschreibt in der "Zeit" wie der Handwerkersohn Hartmut Ostrowski in die deutsche Wirtschaftselite aufstieg. Weitere Themen: Kein HP 7-Verkauf in der Schweiz in der Nacht auf den 27. Oktober? und Die Gruppe 47.
Erst hat niemand mit ihm gerechnet. Dann kam keiner mehr an ihm vorbei, schreibt Götz Hamann in der "Zeit" über Hartmut Ostrowski, bald Vorstandschef von Bertelsmann. "Diese Bodenständigkeit, ich sage Ihnen, ich werde vollkommen unterschätzt. Das ist etwas, was viele Leute nicht verstehen." Es ist sein empfindlicher Punkt, das will Ostrowski gar nicht verbergen, zutiefst überzeugt davon, dass nicht er ein Problem hat, sondern andere eins haben. "So tolerant muss die Gesellschaft schon sein, dass jeder in seinem Privatleben machen kann, was er für richtig hält", sagt der Manager und weiß gleichzeitig, dass es so einfach nicht ist. Auch deshalb versuchte er es auf der jüngsten Bilanzpressekonferenz von Bertelsmann mit Selbstironie. Da ließ er ein Kochbuch mit dem Titel verteilen: Hausmannskost für Feinschmecker. Dass sein Privatleben und seine Herkunft schlecht für die berufliche Vernetzung seien, könne er nicht erkennen, kontert Ostrowski weiter. Regelmäßig sei er zu kleinen Runden geladen, mal sitze er am Tisch mit August Oetker, dem Chef des gleichnamigen Lebensmittelkonzerns, mal mit Wulf Bernotat, dem Chef des Energieriesen E.on, oder mit Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Noch größer sei sein internationales Netzwerk. Es bestehe aus "Managern von Microsoft! Google! Und Männern wie Vittorio Colao", der Europachef des weltgrößten Mobilfunkkonzerns Vodafone ist. Eliteforscher Eugen Buß von der Universität Hohenheim bei Stuttgart sagt dazu, "die internationale Vernetzung ist typisch für die jüngeren Topleute. Hier spiegelt sich das Verschwinden der Deutschland AG wider." Die "Neue Zürcher Zeitung" erklärt, wie die Schweizer Buchhandlungen doch an dem Potter-Nachtverkauf teilnehmen können. "Mit anderen Worten: Der Verkauf kann stattfinden, solange keine Angestellten dafür eingesetzt werden. Laut Dani Landolf, der seit Anfang dieses Monats Geschäftsführer des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbandes (SBVV) ist, ist deshalb zu erwarten, dass die Verbandsmitglieder den Verkauf wie bis anhin organisieren können. Die Lüthi Buchhandlung beispielsweise, die in Zürich ein Geschäft in Sihlcity hat, werde ihn wieder mit Familienmitgliedern und dem Verwaltungsrat durchführen, sagt Landolf. Direktion hinter der Verkaufstheke Bei der Buchhandlung Orell Füssli sieht es ähnlich aus: Der Geschäftsführer Fabio Amato, der Verkaufsleiter, die Finanzchefin und eventuell ein Filialleiter oder eine Filialleiterin würden die Bücher um Mitternacht verkaufen, sagt Hans-Peter Joos, Leiter des Einkaufs bei Orell Füssli." Uwe Wittstock unternimmt für "Die Welt" eine Ortsbegehung im Allgäu, wo sich vor 60 Jahren die Gruppe 47 zum ersten Mal getroffen hatte. "Am Säuling hat sich nichts geändert. Auch nicht am Tegelberg oder am Hennenkopf. Was sind schon sechzig Jahre für Felsriesen wie sie. Ansatzlos steigen sie aus den Feldern um den Bannwaldsee auf fast zweitausend Meter. Auch an St. Coloman, der Wallfahrtskirche, dürfte sich wenig verändert haben. Unwirklich schön steht sie in ihrer barocken Pracht samt Zwiebelturm inmitten der sattgrünen Wiesen vor dem Alpenhorizont. Aber sonst. Sonst ist nichts wie damals. Vermutlich lässt sich Vergänglichkeit nicht eindringlicher spürbar machen als durch die Verwandlung eines einst wichtigen, vielleicht historischen Ortes in einen Campingplatz. Hier haben selbst die Häuser Räder. Hier ist alles beweglich, flüchtig, immer auf dem Sprung, hier bleibt nichts. Vielleicht ist das ja das passende architektonische Symbol für eine Epoche, die Flexibilität, Tempo, eifrigen Wandel zu ihren Lieblingstugenden zählt: der Campingplatz. In einem der wenigen festen Häuser hier, das sich dreißig Meter vorm Bannwaldsee unter sein Dach duckt wie unter einen zu großen Hut und das heute von Caravans umzingelt ist, kamen vor sechzig Jahren acht Männer, zwei Frauen und drei Paare für ein Wochenende zusammen, um sich aus ihren Manuskripten vorzulesen. Und um über das Gelesene zu reden. Mehr nicht."