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Mehr Marketing als Content

7. September 2007
Redaktion Börsenblatt
Die Software Information Industry Association (SIIA) hat heute ihren Global Information Industry Summit in Berlin beendet. Im Mittelpunkt des zweitägigen Kongresses standen globale Märkte, Strategien und Unternehmen. Unter den 19 Teilnehmern aus Deutschland war auch Verleger und Akep-Sprecher Arnould de Kemp. BÖRSENBLATT.net hat mit ihm ein Interview geführt.
Der Kongress hat thematisch einen weiten Bogen gezogen. Es ging um Web 2.0 wie um das Urheberrecht, um Suchtechnologien, Business-Modelle wie um die Forderung nach Multilingualität von Websites. Gibt es für Sie eine alles verbindende Botschaft dieser zwei Tage? Arnoud de Kemp: „Die Botschaft besteht darin, dass die Software Information Industry Association sich als Vorreiter sieht für einen globalen Austausch zwischen Informationsfachleuten und Informationsstrategen. Nach der ersten Konferenz im Vorjahr in Amsterdam fand der zweite Summit nun in Berlin statt. Im nächsten Jahr geht es nach London. Es ist also ein gewisser missionarischer Fleiß zu spüren, wie oft bei US-amerikanischen Gesellschaften, und man hat das Programm sehr umfassend ausgestattet.“ Der Kongress hat dem Consumer besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der Umgang mit Community-Angeboten wie MySpace oder die Nutzung von Wiki-Technologien kam unter verschiedenen Aspekten zur Sprache. Sind das Impulse, die die Entwicklung so wesentlich vorantreiben? de Kemp: „Ich hatte erwartet, dass mehr über Content-Aufbereitung gesprochen wird. Damit fängt ja alles an. Auch VTO kann ja nicht von heute auf morgen verwirklicht werden. Hier wurde aber mehr darüber gesprochen, wie man Inhalte verkaufen kann. Von den modischen Trends um Wikis und Blogs bin ich persönlich nicht so schrecklich beeindruckt. Das ist mehr Marketing. Man kann sich nur wundern, wie viel Zeit die Leute haben, sich damit zu beschäftigen. Die Konferenz hat aber eins deutlich gemacht: Wir müssen mehr tun, um unsere Inhalte zu verkaufen. Es wurde auch zu Recht viel über die Wirkung von Suchmaschinen gesprochen oder die Wichtigkeit von lokalen Websites in den einzelnen Kulturen. Das war das Bindeglied zwischen allen Vorträgen.“ Lokale Websites, Mehrsprachigkeit im Web – das ist offenbar eine der dringenden Aufgaben, der sich die Software- und Informations-Industrie zu stellen hat. Wird Englisch tatsächlich die Dominanz im Internet verlieren? de Kemp: „Man muss strikt trennen zwischen internationaler Top-Wissenschaftsinformation und Fachinformation bis hin zur allgemeinen Nutzerinformation. Die internationale Wissenschaftler-Community schreibt weiterhin Englisch. Auch in den Schwellenländern werden Wissenschaftszeitschriften zunehmend in English publiziert. Man geht dafür Kooperationen mit Verlagen wie Springer oder Elsevier ein, um in der ersten Weltliga mitspielen zu können. Wenn es aber um bestimmte Fachinformationen geht, dann braucht man zur Kommunikation die eigene nationale Kultur, die eigene Sprache. Da tut man sehr gut daran, sich darauf zu konzentrieren.“ Wo steht die Mehrheit deutscher Verlage bei Digitalisierung und Internet-Business? de Kemp: „Für viele deutsche Verlage ist noch ein langer Weg zu gehen. E Beteiligung am Volltextsucheprojekt VTO könnte das wesentlich beschleunigen. Eine Website zu haben, ist das eine. Inhalte digital anzubieten und daraus Printprodukte weiter zu entwickeln, oder sie mit digitalen Komplimentär-Angeboten zu unterstützen, ist noch eine ganz andere Geschichte. Wir liegen da noch immer gut fünf Jahre hinter den USA zurück.“ Von den 113 Teilnehmern kamen 47 aus den USA, darunter hochrangige Vertreter führender Verlage wie Thomson, McGraw-Hill Education oder Dow Jones Enterprise Media Group.