"Unter Druck" - die "Frankfurter Rundschau" hat sich in Wiesbadens Buchhandlungen umgesehen:
Trotz aller elektronischen Möglichkeiten scheint die Lust ungebremst zu sein, leibhaftig in eine Buchhandlung zu gehen. Die kleineren Läden können es über Nacht bestellen, die größeren haben es vielleicht in den Regalen vorrätig.
Und auf diesem Sektor lässt sich Dramatisches beschreiben - nicht nur weil zum Rhein-Main-Gebiet die Stadt Frankfurt gehört, in der vom 10. bis 14. Oktober die große Buchmesse dem gebundenen Glück huldigen wird. Sondern im Rhein-Main-Gebiet gibt es auch die Kleinen, die vereint gegen die Großen kämpfen, während die Großen wiederum einander attackieren. Die Landeshauptstadt Wiesbaden beispielsweise, sagen Experten wie Eckart Baier vom Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, sei in dieser Hinsicht "ein interessantes Pflaster". In Wiesbaden nämlich wird am Tag vor dem Start der Buchmesse die Großbuchhandlung Habel auf drei Ebenen mit mehr als 3000 Quadratmetern eine "innovative Lese- und Erlebniswelt" erschaffen. In der Kirchgasse erwarten "Liege-Lounges" und ein Café die Latte- und Lesekunden. Neu ist das Großgeschäft der DHB Buch Handels GmbH in der Kirchgasse allerdings nicht, sondern vielmehr ein ehrgeiziger Umbau. Um diese Offensive zu verstehen, gilt es zu wissen, dass Habel in der Landeshauptstadt noch mit anderen Branchengrößen konkurriert. So ist im Frühjahr die Buchhandelskette Thalia auf 1200 Quadratmetern ins Lilien-Carré am Wiesbadener Hauptbahnhof gezogen. Außerdem kursieren glaubhafte Gerüchte, dass vis-à-vis von Habel in im Einkaufszentrum Luisenforum, das im Herbst 2008 seinen Betrieb aufnehmen soll, ein weiterer Großbuchladen eröffnen wird. Ob es sich dabei um eine weitere Filiale der börsennotierten Douglas-Tochter Thalia handelt, ist unbestätigt. Die familiengeführte Wiesbadener Traditionsbuchhandlung Bräuer in der Friedrichstraße wiederum musste sich dem Konkurrenzdruck der Großen beugen und hat Ende Dezember vorigen Jahres geschlossen. "Das ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Großen", befindet Baier. Gerade deshalb sei Wiesbaden so exemplarisch für das aktuelle buchhändlerische Marktgeschehen. Die DHB, unter deren Dach sich im August 2006 neben Buch Habel unter anderem Hugendubel, Weltbild, Wohlthat und Weiland zusammengeschlossen haben, sei zunächst ziemlich mit sich selbst beschäftigt gewesen. Die Umbau-Eröffnung "in der Kampfzone und dem heißen Pflaster Wiesbaden im Oktober ist ihr erstes großes Ding seither" - und verschärfe das Gefecht gegen Thalia. Konzentrationsprozesse, die kleinen Sortimentern große Probleme brächten: "Denn die Großen setzen natürlich auf den Erlebnis-Effekt so wie Hugendubel mit seiner Lese-Insel in Frankfurt."... Die mittelgroßen und kleinen Buchläden mit einer Verkaufsfläche von 70 bis 200 Quadratmetern gehen Feld zufolge dabei nicht unbedingt unter. So würden sich in der und um die Wiesbadener Innenstadt zehn Buchhandlungen mit besonderen Strategien behaupten. Eine davon sei es, sich zu spezialisieren - "so wie Angermann mit Landkarten und Reiseliteratur oder Vaternahm und Wiederspahn mit literarischem Schwerpunkt". Überdies hätten sich unter dem Logo "Die sechs Richtigen" kleinere Buchhandlungen zusammengeschlossen, um als Aktionsgemeinschaft zu werben und gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren.
"Halbmondritter Wallraff zieht gen Ankara" - Andreas Rossmann schreibt in der "FAZ" über Günter Wallraffs Ansinnen, in der Kölner Moschee aus den "Satanischen Versen" lesen zu wollen:
Der Vorschlag von Günter Wallraff, in der Kölner Moschee aus dem Roman Satanische Verse von Salman Rushdie zu lesen, wird von der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) abgelehnt. In einer Pressemeldung, in der sie die jüngsten Todesdrohungen gegen den Schriftsteller auf das Schärfste verurteilt, teilt die Ditib mit, man habe sich bei dem letzten gemeinsamen Treffen vor knapp zwei Wochen über den Charakter einer solchen Veranstaltung nicht einigen können: Eine Lesung auf dem Moscheengelände kommt aus Sicht der Ditib sicherlich nicht in Frage. Darauf angesprochen, warum die Absage erst jetzt bekannt werde, sagte Wallraff im Gespräch mit dieser Zeitung, dass er die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe. Er werde im Oktober nach Ankara fliegen, um im Amt für religiöse Angelegenheiten vorstellig zu werden, dessen verlängerter Arm die Ditib sei: Ich bin hartnäckig; das ist eine Chance zur Integrationsförderung, die man nicht einfach begraben sollte. Wenn es nach dem Ditib-Dialogbeauftragten Bekir Alboga und einigen anderen gegangen wäre, so Wallraffs Einschätzung, hätten wir das schon geschafft, doch sei deren Initiative vom Präsidenten verhindert worden.