Kooperation und Lieferanten Wie kann die Zusammenarbeit gelingen?: So lautete das große Thema. Die sechs Sprecher auf dem Podium hatten sich schnell warm geredet. Mit dabei waren Sabine Kahl (blv) als Vertreterin der Verlage, Dorothea Redeker als unabhängige Expertin und Reiner Gollenstede (Buchhandlung Gollenstede, Heinsberg) von der LG Buch. Hartwig Bögeholz sprach für die Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Buchhandlungen (AUB), wie Verbundgruppen in anderen Branchen funktionieren, zeigten Hartmut Fröhlich (INTERSPORT) und Norbert Pfarr (ASSIMA). Was sie vor allem beschäftigte, war die LG Buch-Dachmarke Scala, das Reizwort des Abends war Unabhängigkeit.
Scala als große Dachmarke
Jeder kann es probieren, individuell und eigenständig zu bleiben, meinte etwa Hartmut Fröhlich, Vorstand von INTERSPORT. Doch das ist sehr, sehr schwer. Anfangs habe es auch bei INTERSPORT viele Kritiker gegeben Händler, die sagten: Ich bin die Marke. Den Kunden sei dies alles jedoch nur schwer zu vermitteln. Wenn wir uns so stark individualisieren würden, wie Sie es im Buchhandel tun, wären wir am Markt nicht schlagkräftig genug, meint Fröhlich. Alle, die nur auf ihre Unabhängigkeit pochen würden, hätten einen Sprachfehler. Dafür bekommen Sie gar nichts. Fröhlich appellierte deshalb an die Runde, die Marke Scala in großem Umfang als Dachmarke des Verbunds zu installieren.
Ähnlich reagierte Norbert Pfaff, Geschäftsführer des ASSIMA Verbunds (Mode, Taschen). Unabhängigkeit ist ein Unwort, sagte er enerviert. Dieses Selbstverständnis sei fehl am Platz und würde die mittelständischen Sortimente eher hemmen als fördern. Jeder sollte ein wenig von seiner Freiheit aufgeben, sonst gehen alle gemeinschaftlich unter, warnte Pfaff. Unter einer Dachmarke wie Scala zu arbeiten, sei eine riesengroße Chance. Seine Empfehlung: Sie können alles in der Branche breit diskutieren, aber dann sollten sie geschlossen handeln und sich nicht auseinanderdividieren lassen.
Diese Außensicht auf den Buchhandel kommentierten viele der Zuhörer mit einem Kopfnicken. Hartwig Bögeholz (AUB) konnten sie jedoch nicht überzeugen. Für ihn bleiben Unabhängigkeit auch künftig wichtig, sagte er. Seine Vision sei es, einen Verbund von Buchhandlungen zu schaffen, die zentral einkaufen, und dennoch eigenständig bleiben. Mit Scala könne die AUB deshalb nicht viel anfangen, gab er zu. Eine Marke sollte nicht von oben diktiert werden.
Zustimmung fand er bei Dorothea Redeker, wenn auch aus anderen Gründen. Der Name Scala sei sehr unspezifisch, der Slogan ´Wo gute Bücher Zuhause sind´ nicht differenziert genug, kritisierte die Expertin zu Kooperationen im Buchhandel. Sie sei generell skeptisch, ob Kooperationen wie INTERSPORT im Buchhandel überhaupt sinnvoll seien. Grund: Unsere Kunden sind themenorientiert, nicht markenorientiert.
Kein Geld für Mitschwimmer
Pro-Scala argumentierte hingegen Sabine Kahl, Vertriebs- und Marketingleiterin des BLV Verlags: Ein gemeinsamer Name, verbunden mit hohen Qualitätsstandards, wäre sehr wichtig für Sie und ihre Kunden, betonte sie und mahnte: Wenn Sie nicht als eine klare, erkennbare Gruppe agieren, werden Verlage auch kein Geld für Sie ausgeben. Ohnehin würden Verlage Mitschwimmer künftig ablehnen, also jene die nur die besseren Konditionen nutzen, aber keine Gegenleistung erbringen. Reiner Gollenstede reagierte prompt: Wir erwarten keine Alimentation, sondern Leistung für Gegenleistung, stellte er klar und forderte, vor allem mit Blick auf die Filialisten, vergleichbare Konditionen für vergleichbare Leistung.
Die Podiumsdiskussion verfolgten rund 40 Mitglieder und Vertreter von Partnerunternehmen, darunter Ute Hollmann, Leiterin Vertrieb und Marketing von Eichborn, Michael Böhme, Vertriebsleiter bei Arena, Umbreit-Geschäftsführer Thomas Bez und der Geschäftsführer von Prolit, Jochen Mende. Von ihnen bekam die LG Buch viel Lob für das Konzept Team2010, einige von ihnen gaben den Mitgliedern aber auch Hausaufgaben für die bevorstehende Klausurtagung auf. So äußerte etwa Jochen Mende, dass die LG Buch raus aus der Defensive müsse. Die Genossenschaft sei die viertstärkste Kraft im Buchhandel, betonte er, allerdings nehme dies keiner richtig wahr.
Alle für einen, einer für alle
Ohne Verbundgruppen kann der Einzelhandel nicht überleben, sagte Geschäftsführer Rolf Sudendorf später in kleiner Runde. Auch im Buchhandel würde sich die Erkenntnis mehr und mehr durchsetzen. Nur das ´Wie´ müssen wir noch klären. Während der Klausurtagung würden dazu Vorschläge erarbeitet, die am 11. Oktober dem Aufsichtsrat zur Entscheidung vorgelegt werden sollen.
Fazit: Die LG Buch hat viel Arbeit vor sich. Sie will die Marke Scala neu justieren, die Leistungsgruppe Team2010 ausbauen und die Unterstützung von Verlagen neu einfordern. Sie will attraktiver werden und intern zu einem neuen Selbstverständnis finden, das dazu führen soll, dass alle Mitglieder gleichermaßen für den Verbund einstehen und an einem Strang ziehen. Nach dem Motto: Alle für einen, einer für alle.
Wichtig dürfte bei allem aber noch ein andere Frage sein: Wird es gelingen, die beiden großen Publikumsverlagsgruppen von der LG Buch zu überzeugen? Die Holtzbrinck-Verlage sind als Partner ausgestiegen - und Random House zögert bis heute.