Jörg Sundermeier schreibt in der "taz":
Eigentlich könnten alle beruhigt sein. Seit dem 1. Oktober 2002 ist die zuvor lediglich privatrechtlich geregelte Buchpreisbindung gesetzlich festgeschrieben.... Doch bald schon könnte sich das Blatt wenden. Die EU-Kommission, die seinerzeit ein Preisbindungsgesetz in Österreich und Deutschland gefordert hatte, warnt nun davor, dass die Buchpreisbindung ab 2010 erneut gefährdet sei. Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert mahnt vor einem zu leichtfertigen Umgang mit dem Handelsprivileg. Denn die Branche selbst ist es, die zwar einerseits stets die Preisbindung hochhält, sie andererseits aber fleißig unterhöhlt. In der Schweiz ist erst im Mai die Buchpreisbindung aufgehoben worden. Kaum war der Beschluss gefasst, senkten die Großfilialisten die Preise. Doch nur die Titel, die sich auf der Bestsellerliste befanden, fielen deutlich im Preis. Insgesamt jedoch haben sich die durchschnittlichen Buchpreise im vergangenen halben Jahr erhöht. Die Buchhändler versuchen bei eher schwergängigen Büchern hereinzuholen, was sie im Preiskampf um die Bestseller eingebüßt haben. In diesem Preiskampf haben sich besonders die Augsburger Weltbild-Gruppe mit ihren schweizerischen Filialen und der Schweizer Branchenführer Orell Füssli hervorgetan. ... Wenn aber deutsche Buchhändler am Fall der Preisbindung partizipieren, lässt sich gegenüber Brüssel nur schwer begründen, warum die Regelung in Deutschland erhalten bleiben soll. Doch sollte man nicht nur auf die Buchhandelsriesen zeigen, denn auch die Verlage unterlaufen seit Jahren die Buchpreisbindung. Es ist bekannt, dass mittlere und größere Verlage den Großbuchhandlungen Rabatte von bis zu 50 Prozent einräumen, von denen kleine Buchhandlungen nur träumen können.
"Buchmesse startet mit Rekorden" - Jarka Kubsova schreibt in der "Financial Times Deutschland" zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse:
1,1 Prozent auf 9,3 Mrd. Euro legte der Handel im vergangenen Jahr zu - ein kleiner Zuwachs nur, aber immerhin der dritte in Folge. Noch besser sieht das erste Halbjahr 2007 aus: 4,5 Prozent Umsatzsteigerung waren da bereits drin. Beim genaueren Hinsehen aber klafft zwischen Gewinnern und Verlierern eine deutliche Kluft. Während die Großen der Branche von Rennern wie Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" im vergangenen Jahr sowie der englischsprachigen Ausgabe des letzten Bandes "Harry Potter" in diesem Jahr am meisten profitieren, geraten kleine Verlage und Buchhandlungen immer mehr in Bedrängnis. Rund 250 Buchhandlungen mussten nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels im vergangenen Jahr aufgeben. Und das Wachstum der Branchenführer geht munter weiter. ... Die Konsolidierungswelle ist bei weitem nicht das einzige Problem der Branche. Die Buchhandlungen haben zugleich mit einer ständig wachsenden Online-Konkurrenz zu kämpfen: Der Buch-Umsatz von Amazon & Co. kletterte 2006 um weitere elf Prozent auf 703 Mio. Euro. Mit 7,6 Prozent ist der Anteil am gesamten Buch-Umsatz zwar immer noch überschaubar, aber vielfach wird gerade im Internet die Preisbindung unterlaufen.
"Das lukrative Geschäft der Vorleser" - Harald Schwarz hat sich für die "Süddeutsche Zeitung" auf dem Hörbuchmarkt umgesehen:
Im vergangenen Jahr kletterten die Hörbuch-Umsätze in Deutschland um 17,4 Prozent auf etwa 200 Millionen Euro, so der Börsenverein des deutschen Buchhandels. Er stellt fest, die Branche sei "erfolgsverwöhnt". Ihr Anteil am Gesamtmarkt sei zwar noch relativ klein, doch sei er seit 2003 von 2,8 Prozent auf 4,3 Prozent geklettert. Das Geschäft ist somit in eine stattliche Dimension gewachsen. Sogar 300 Millionen Euro Umsatz trauen Experten dem Segment in den nächsten fünf Jahren zu. Dem Vernehmen nach erzielen die Anbieter mehrheitlich Gewinne. Allerdings bereiten ihnen steigende Produktionskosten Sorgen, zumal die Verkaufspreise im härter werdenden Konkurrenzkampf keineswegs beliebig erhöht werden können. Anerkannte Größen in der Branche sind hinter dem Primus Hörverlag Firmen wie Random House Audio, Lübbe Audio, Jumbo, Der Audio Verlag (DAV), Steinbach sprechende Bücher, Kein & Aber, Argon, Hörbuch Hamburg sowie Tacheles/Roof Music.... Zum Leidwesen der Unternehmen locken die florierenden Geschäfte mit Hörbüchern Quereinsteiger an, die mit Preisdumping und verminderter Produktqualität um Kunden buhlen. Sie werfen beispielsweise Hörbücher auf den Markt, die ohne Regie auskommen.