Vorsteher Gottfried Honnefelder, Schatzmeister Jürgen Horbach, Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis und MVB-Geschäftsführer Ronald Schild sowie BAG-Geschäftsführer Manfred Antoni berichten über die Entwicklungen und die begonnenen Restrukturierungsmaßnahmen bei der BAG. Anschließend sind die Mitglieder des Börsenvereins um ihr Votum zur BAG gebeten.
10 Uhr
Vorsteher Gottfried Honnefelder eröffnet die außerordentliche Mitgliederversammlung und betont, dass es sich um einen materiell und ideell wichtigen Anlass handelt
10 Uhr 02
"Ich habe zu einer außerordentlichen Sitzung eingeladen in der Hoffnung, die Hauptversammlung werde den Vorschlag des Vorstands zur BAG gut heißen." Der Länderrat habe sich dem Beschluss des Vorstands bereits angeschlossen.
10 Uhr 04
Honnefelder blickt zurück auf die BAG-Krise, die im Januar dieses Jahres zu Tage getreten sei. Er betont: "Das Überleben der BAG ist wichtig, weil sie für kleine und mittlere Unternehmen unverzichtbar ist." Die Börsenvereinsgruppe sei mit 4,4 Millionen Euro eingesprungen, um die BAG zu retten. Die in den folgenden zehn Monaten geführten Diskussionen hätten den Börsenverein an die Grenzen des Zumutbaren geführt. Mittlerweile wisse man, dass die Krise der BAG größer sei als man sie erklärt bekommen habe.
10 Uhr 08
Am 22. August, nach Übernahme der Anteile, habe die Börsenvereinsgruppe direkt ein neues Gutachten in Auftrag gegeben, um die wirtschaftliche Situation der BAG zu analysieren.
Der Vorstand musste abwägen, ob die BAG in Konkurs gehen sollte oder gerettet werden sollte.
Das Clearinggeschäft sei das Kerngeschäft der BAG, das erfolgreich war, ist und bleiben wird.
Honnefelder erläutert, weshalb man sich für die Fortführung der BAG entschieden haben:
Abrechnungsgeschäft ist notwendig
Weiterführung nach Konkurs nur mit hohem finanziellen Aufwand möglich
Potentieller Verlust des Vertrauens der Banken
Vertrauen in die Leistungen des Verbandes wird entschieden Schaden nehmen
Kunden der BAG sind nicht immer in der Lage, die
Mehrbelastungen bei einem Konkurs zu tragen
Blick auf Wirtschaftsbetriebe gab ein weiteres Argument: Betriebe wirtschaften erfolgreich, dies würde sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern.
Blick auf die Mitglieder gab entscheidende Einsicht: Der Vorstand glaube, dass er mit der BAG-Fortführung dem Willen der Mehrheit der Mitglieder folgt.
Die Verantwortlichkeiten und Haftungsfragen innerhalb der BAG seien umfänglich zu prüfen. Die Prüfungsaufträge seien bereits vergeben.
"Die Ohnmacht gegenüber der BAG hat uns nicht untätig sein lassen." Manfred Antoni werde die BAG in den kommenden sechs Monaten strukturieren, so Honnefelder.
10 Uhr 17
Schatzmeister Jürgen Horbach präsentiert die Zahlen zur BAG, die erstmals einen Blick auf die Wirklichkeit zuließen.
"Wir sehen uns der Tatsache gegenüber, dass der Börsenverein von Januar bis heute mit rund 11,2 Millionen Euro für die BAG gerade stehen wird". Dies bedeute, dass das Vereinsvermögen um diesen Betrag vermindert würde.
Warum der Börsenverein? fragt Horbach. Der Verband übernehme die Konsequenzen für etwas, das er nicht verursacht habe. Andere Lösungen waren in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar, etwa der Einstieg externer Investoren. So bliebe der Börsenverein als einziger, der handeln könne. Daher werde der Verband die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen.
Horbach erläutert, wie die 11,2 Millionen Euro entstanden sind
Grundlage ist die Berechnung per 31. August 2007.
Man habe vorgefunden ein Nettovermögen bei der ZMV von rund 143 000 Euro.
Die FGM hatte Ende August bereits negatives Eigenkapital von rund 5,3 Millionen Euro. Weitere Posten kamen hinzu, so dass ein Minus von ca. 10,875 Millionen Euro an Wertberichtigungsbedarf zu Buche schlägt.
Unter dem Strich stünden 10,8 Millionen Euro, die die BAG schultern müsse.
10 Uhr 37
Horbach betont, dass festgestellt werden müssen, wann die erste Überschuldung vorgelegen habe.
Die Alternativen bei Feststellung der Zahlen:
Szenario 1: Man lässt die BAG in Konkurs gehen. Die Folgen: Rationalisierungsinstrument fällt weg.
Verlage müssen eventuelle mehrere Jahre auf den Ausgleich ihrer Forderungen warten.
Vertrauensverlust in der Branche mit der Konsequenz schlechter Bankkonditionen.
Szenario 2: Mindestens 6,9 Millionen Euro durch die Börsenvereinsgruppe bereitstellen, gegebenenfalls unter Beteiligung der Frankurter Sparkasse.
"Ist der Börsenverein nun ausgeblutet, können wichtige Vorhaben nicht durchgeführt werden", fragt Horbach. Nein. Die Gesamtliquidität der Börsenvereinsgruppe betrage derzeit ca. 16 Millionen Euro.
Der geschätzte Liquiditätsbedarf für die Jahre 2007 bis 2011 wird auf rund 13,2 bis 14,2 Millionen Euro taxiert. Dies könne aufgefangen werden. Eine Schieflage entstünde nicht. Das Polster und die Luft seien jedoch erst einmal weg.
10 Uhr 45
Die Diskussion ist eröffnet.
Helmut Richter (Sova, Frankfurt), Vorstand des BAG-Vereins:
"Ich bin entsetzt über die Zahlen. Es gibt eine Differenz von 5,9 Millionen Euro zu den Zahlen, die ich kenne. Wem soll ich glauben?" Man sollte die Zahlen genau abgleichen, "denn diese Zahlen haben dazu geführt, dass der BAG-Geschäftsführer Martin Schürmann entlassen wurde." Zudem kenne der BAG-Vorstand diese Zahlen bislang nicht.
Karl-Udo Wrede, Mitglied im BAG-Aufsichtsrats:
Wendet sich direkt an Herrn Richter und weist darauf hin, dass in der vergangenen Zeit kein bestätigter Abschluss von Vorstand und Aufsichtsrat habe verabschiedet werden können. Daher traue er den vorliegenden Zahlen mehr zu.
Jürgen Horbach:
Frage der Betrachtung der Zahlen sei keine philopshische Frage und auch keine Glaubensfrage. Man habe eine renommierte Kanzlei beauftragt. Vorher habe man entweder gar keine Zahlen bekommen oder falsche. "Daher traue ich den Zahlen ex post nicht". Horbach betont, dass es nicht zielführend wäre, die Zahlen des Börsenvereins anzuzweifeln.
Wulf D. v. Lucius:
"Die Diskussion über die Höhe über des Verlusts bringt den Verband nicht weiter."
Ronald Schild, MVB-Geschäftsführer, betont, dass die Wahrscheinlichkeit, dass man den Verlustvortrag nutzen könne, sehr hoch sei.
Michael Petry, BAG-Aufsichtsrat, fragt nach, wie die Haftungsfragen geklärt werden sollen, da das Konstrukt der BAG sehr verschachtelt sei.
Lorenz Borsche, eBuch:
"Gutachten sind problematische Geschichten, sollten uns nicht über Glaubwürdigkeit streiten."
"Sind die 6,9 Millionen Euro Forderungen, die der Börsenverein bedienen muss? Muss Bargeld fließen?" Horbach sagt, dass das Geld der Frankfurter Sparkasse geschuldet werde.
Helmut Richter:
"Ich möchte gern über die Zunkunft reden. Wir meinen, eine Fusion des BAG-Vereins mit dem Börsenverein ist sinnvoll." Der Vorsteher habe dieses Vorgehen zunächst einmal nicht beantwortet. Trotzdem wolle man dieses Vorhaben vorbereiten. Daher wolle er fragen, wie die Einschätzung ist. Honnefelder betont, dass man nicht über eine Fusion sprechen könne ohne zu wissen, was die Mitglieder wollen.
Karl-Peter Winters, Vorstandsmitglied des Börsenvereins:
"Der Vorstand des Börsenvereins hat die Zahlen erstmals vor zwei Wochen bekommen und stand vor einer Entscheidung, die unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten reiner Nonsens ist." Haben sehr darum gerungen, welche finanzielle Verantwortung wir übernehmen. Ihm sei die Entscheidung außerordentlich schwer gefallen. "Wir glauben, dass die BAG sehr wichtig ist". Er habe sein persönliches Urteil revidiert. Man hätte es mit einer Katastrophe zu tun gehabt und hätte schnell handeln müssen. Natürlich wisse man, dass Wirtschaftsprüfer falsche Zahlen abgeben könnten. Man habe eine Sonderprüfungsgesellschaft eingesetzt, der er zutraue, dass die Zahlen stimmen. Winters bitte um das einstimmige und nachhaltige Votum zur Vorstandsentscheidung.
"Wir sollten uns nicht so lange aufhalten, was richtig, was falsch gemacht wurde. Wir sollten die Zukunft der BAG gestalten."
11 Uhr 20
Rudolph Braun-Elwert:
"Unser Votum konzentriert sich auf die Fortführung der BAG. Diese Entscheidung wird als richtig empfunden". Die Differenzierung zwischen Gutmenschen und Schlechtmenschen sollte nun endlich aufhören. Die Mitglieder verstünden den Streit nur schwer.
Volker Neumann, BAG-Vorstand:
"Sie können sich vorstellen, dass das Thema BAG für die Betroffenen sehr bedrückend ist. Die Zahlen sind nicht so die Sensation. Schlimm genug sind sie. Sie sind im März weitestgehend in dieser Größenordnung genannt worden." Es müsse eine Erklärung geben, woher die Neubelastungen kommen. Die Rechnung, die Neumann bewusst ist, ergebe eine Differenz von 3,5 Millionen Euro und einen Finanzbedarf von fünf Millionen Euro.
"Wir als BAG-Verein werden versuchen, die Weichen zu stellen, dass der Übergang gelingt. Uns zu unterstellen, dass die Nicht-Zustimmung zum Kölner Modell Taktik war, habe ich schon als großen Tobak angesehen. Ich möchte darum bitte, Ross und Reiter zu nennen, wenn von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen die Rede ist."
11 Uhr 27
Jochen Mende, Prolit:
"Ich möchte den Vorstand bitte, die Mitglieder darüber zu informieren, welche der Prüfungsgesellschaften nun richtiger lag." Der Vorstand habe eine schwere Entscheidung getroffen, die aber die richtige war.
Stefan Könemann, Barsortiment Könemann:
"Die Erkenntnis war Pest oder Cholera. Die mit dem kleineren Übel war die, die der Vorstand getroffen hat. Auch ich bitte um das Votum, den Entschluss des Vorstands gut zu heißen.
Manfred Antoni, neuer Geschäftsführer der BAG, erläutert seine Pläne für die BAG:
"Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Das wird keine Spaßveranstaltung in den nächsten sechs Monaten. Seit gut einer Woche bin ich in der Töngesgasse. Wir sind noch in der Analysephase. Bereits jetzt ist klar, die BAG muss erhalten werden. Ich sehe sehr große Potenziale. Das Kerngeschäft läuft, muss noch besser laufen. Wir bekommen sehr viele manuelle Belege. Wir müssen in die Gebührenkalkulation reinschauen. Müssen uns auf das Kerngeschäft konzentrieren und dann Produktentwicklung betreiben. Der Datenfluss und die Datensicherheit müssen gewährleistet sein. Die Software für das Clearing läuft nur noch drei Jahre. Man muss sich Gedanken machen, im Verbund mit der MVB und dem Börsenverein shared services zu nutzen.
Wir werden bis zum Jahresende die ZMV abwickeln. Morgen soll ein Liquidationsbeschluss für die ZMV gefällt werden, die FGM sollte auch liquidiert werden. Ich will versuchen, eine schlanke Organisation hinzubekommen. Ich will, dass die BAG ein profitables Service-Unternehmen der Branche ist. Bis Mitte November wird es eine Planung geben. Das ist das Programm für die nächsten Wochen. Dann gehen wir an die Umsetzung und werden das Unternehmen recht schnell umstrukturieren.
Ich bin in einem Unternehmen, bei dem vieles nicht stimmt. Egal, was ich mache, es ist immer das Richtige. Ich sehe viele Potenziale. Das stimmt mich zuversichtlich.
Steigen Sie jetzt bei der BAG ein beziehungsweise bleiben Sie dabei. Ich möchte Sie ermuntern, alle Möglichkeiten der BAG zu nutzen.
Gottfried Honnefelder:
"Für uns ist Herr Antoni in einer gewissen Weise ein Garant dafür, dass das Vertrauen der Kunden in die BAG bestehen bleibt."
11 Uhr 40
Der Vorsteher bittet um ein Votum der Mitglieder. "Ich möchte Sie um eine Bestätigung für die Entscheidung des Vorstands bitten."
Die Entscheidung des Vorstands findet Zustimmung bei überwältigender Mehrheit.
"Es ist für uns entscheidend, diesen Rückenwind von Ihnen zu erhalten", schließt Honnefelder die Veranstaltung.