Dienstagmittag. Messedirektor Juergen Boos sagt: »Wir sind DIE Bildungsmesse.« Mit dieser Botschaft gehe ich beflügelt zum ersten Mal über DIE und vor allem meine erste Buchmesse. »Wir sind Bildung«, das ist eine politisch unglaublich wichtige Aussage. Wird sie sich nun auch im Alltag der Buchmesse widerspiegeln?
Dienstagabend. Noch ist alles im Aufbau. Die Stände bekommen den letzten Schliff. Viele Bücher sind bereits präsentierfähig. Es glitzert bunt. Ich bin stolz auf »meine« Messe und neugierig zugleich.
Eigentlich muss ich weiter, Termine und Menschen warten. Aber mich treibt es zu dem ein oder anderen Stand. Ich schaue in einige Bücher, bin begeistert. Stimmt wirklich: In jedem Buch stecken unglaublich viele Gedanken, Wissenswertes, Tragendes, Lustiges. Bildung eben, Bildung zum Anfassen. Nur ungern löse ich mich aus dem Stöbern.
Mit dem Startschuss am Mittwochmorgen und den Eindrücken des ersten Messetages bleibt die Begeisterung für das Produkt. Zum Thema Bildung macht sich aber Ernüchterung breit. Das Verständnis von Bildung zeigt sich an vielen Stellen darin, dass (wirklich!) schöne Bücher in Regalen präsentiert werden und davor freundliche und lächelnde Verlagsmenschen stehen. Das Buch als Bildungsträger das wars dann aber auch meist schon.
Mein Verständnis von Bildung das darf ich mir als Neuling hoffentlich erlauben anzumerken ist in Teilen ein anderes. Bildung: Das ist für mich neben der Vermittlung von Wissen vor allem Handlungsorientierung und bedeutet, den Besucher abzuholen und ihn konkret dabei zu unterstützen, sich die Inhalte der Bücher anzueignen. Mir fehlten an vielen Ständen neue Impulse für den Handel: zur Vermarktung, zur Präsentation, zur Ansprache der Zielgruppen. Ein schönes, gutes oder interessantes Buch zu machen das alleine genügt nicht (mehr), um Leser zu finden. Es dagegen zu inszenieren, offensiv zu präsentieren und den Buchhändler zu ermutigen, das Gleiche zu tun, scheint mir nicht marktschreierisch, schon gar nicht, wenn es hilft, dass noch mehr Bücher ihre Leser und Leser ihre Bücher finden.
Bildung ist für mich etwas Interaktives, das sich nicht auf Folien oder in Forendiskussionen ereignet, wo altbekannte Probleme zum x-ten Male von den immergleichen Experten theoretisch gelöst werden. Vielmehr geht es darum, Schlüsselqualifikationen zu entwickeln, die ganz konkret dabei helfen, die gesamte Prozesskette von der Konzeption des Buches bis zu seinem Verkauf an den Leser noch weiter zu verbessern.
Auf jeder Messeebene ein paar Quadratmeter, auf denen Praxisideen weitergegeben werden können, die den Händler in seinem täglichen Tun unterstützen. Anfassbar über Workshops, Darbietungen und Erfahrungsaustausch. Eine reizvolle Idee. Die Bildungsstände in Halle 3 sind ein Weg in die richtige Richtung und darüber habe ich mich sehr gefreut.
Lieber Herr Boos, lassen Sie uns die Bildungsstände 2008 noch deutlicher in den Fokus in unsere Mitte rücken. Ins Schaufenster der Branche!
Mein größter Wunsch aber ist für 2008, mit unserer dann entwickelten medialen und interaktiven Musterbuchhandlung vom Mediencampus Seckbach und jungen Azubis der ganzen Branche auf der Buchmesse präsent und aktiv zu sein: unser Branchennachwuchs und die mit ihm verbundenen Zukunftschancen für alle Besucher sichtbar und spürbar.