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Wachstum um jeden Preis? - Analyse zu den Thalia-Zahlen

16. Januar 2008
Redaktion Börsenblatt
Thalia hat seine Bilanz für die Zeit vom 1. Oktober 2006 bis 30. September 2007 vorgelegt – und einmal mehr ein kräftiges Umsatzwachstum erzielt. Allerdings wird die Steigerungsrate im 30-Prozent-Bereich durch die Flächenbereinigung schnell relativiert.
Dann bleibt in Deutschland noch ein Plus 1,6 Prozent übrig. Damit liegt der Filialist sogar leicht unter dem Wert von 1,7 Prozent, den der Branchen-Monitor Buch für das Sortiment im Jahr 2007 ermittelt hat. Ein Blick in den Geschäftsbericht von Douglas gibt weiteren Aufschluss über das Wirtschaften von Thalia: Das dynamische Umsatzwachstum der Buchhandelskette hat nach Unternehmensangaben 2006/2007 eine Verbesserung des Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Firmenwertabschreibungen) um 21,6 Prozent auf 44,4 Millionen Euro ermöglicht. Die Ebitda-Marge (das Ebitda im Verhältnis zum Umsatz) hingegen ist von 6,6 Prozent auf 6,4 Prozent gesunken. Im Klartext: Die Mehrumsätze sind nicht mit einer erhöhten Profitabilität einhergegangen. Das Ergebnis vor Steuern betrug 13,7 Millionen Euro nach 13,3 Millionen Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die EBT-Marge (das EBT im Verhältnis zum Umsatz) ist von 2,4 Prozent auf zwei Prozent zurückgegangen. Auch diese Kennzahl hat sich rückläufig entwickelt. Um das Wachstum zu finanzieren, wurden im Buchbereich insgesamt 36,2 Millionen Euro investiert. Davon entfielen 29,5 Millionen Euro auf Deutschland. Diese nüchternen Zahlen untermauern die Strategie von Thalia: Wachsen um jeden Preis, Marktanteile sichern. Neueröffnen, beteiligen und zukaufen, und das alles ohne allzu große Rücksichtnahme auf Profitabilität. Dabei darf sich der Filialist derzeit offensichtlich weiterhin großzügig aus dem Geldtopf seiner florierenden Muttergesellschaft bedienen – aus eigner Kraft sind Investitionen in dieser Höhe kaum zu stemmen. Bleibt die Frage, wie lange die finanziellen Mittel noch in diesem Ausmaß fließen werden. Gelegentlich ist zu hören, dass der Geldsegen noch ein bis zwei Jahre weiter besteht – ab dann müsse Thalia auf eigenen Beinen stehen. Und erst dann wird sich zeigen, ob die „Wachsen-um-jeden-Preis-Strategie“ aufgeht.