Goldschmidt Programm

Leidenschaft vor Unsicherheit

30. Januar 2008
Redaktion Börsenblatt
Zehn junge Übersetzer aus Deutschland und Frankreich nehmen derzeit an dem zweimonatigen Goldschmidt-Programm für junge Übersetzer teil. Sie wollen für den Abbau von Literatur-Vorurteilen sorgen und Kontakte für ihren weiteren Werdegang knüpfen.
"Wenn ich übersetze, spüre ich die reine Musik der Sprache. Das Komponieren, wenn man selber schreibt, fällt weg. Ich kann mich dann richtig auf die Bilder und Inhalte konzentrieren", so erklärt Claudia Hamm aus Berlin ihre Leidenschaft des Übersetzens. Doch die Literatur, die übersetzt werden möchte, liegt nicht auf der Straße herum. "Man muss immer wieder auf Verlage zugehen und Vorschläge machen", sagt sie. In diesen Tagen ist ihr und den anderen neun Projektteilnehmern Josephine Bernhardt, Marie Bouquet, Magali Girault, Nadège Marguerite, Lucie Roignant, Andreas Dörner, Johannes Finkbeiner, Claudia Hamm, Nadine Püschel und Max Stadler der Gang in die Verlage deutlich erleichtert worden, denn sie sind die Teilnehmer des Goldschmidt-Programm für junge Literaturübersetzer. Das im Jahr 2000 ins Leben gerufene Projekt soll den Literaturaustausch zwischen Deutschland und Frankreich fördern. Unterstützt wird es von dem Deutsch-Französischem Jugendwerk, der Frankfurter Buchmesse und dem Bureau International de L´Edition Française. Neben dem Abbau von Literatur-Vorurteilen zwischen den beiden Ländern, soll den Nachwuchsübersetzern der Einstieg zum professionellen Übersetzen erleichtert werden. Alle Teilnehmer haben zwar bereits Übungsprojekte erfolgreich abgeschlossen, trotzdem stehen sie noch völlig am Anfang. "Insgesamt besuchen wir 16 Verlage. Die Teilnehmer des Projektes können einen Eindruck von den Verlagen gewinnen und auf sich aufmerksam machen", sagt Projektleiterin Niki Théron, die für die Frankfurter Buchmesse arbeitet. Wichtig sei es, dass man nicht allein zu Hause sitzt, sondern wirklich aktiv wird. Neben Einführungsseminaren und Verlagsbesuchen steht in der zweiten Hälfte der Projektwochen noch die binationale Übersetzungswerkstatt auf dem Programm. Claudia Hamm, die auch schon viele Theaterstücke übersetzt hat, würde sich gerne wieder eine Übersetzung eines afrikanischen Autors vornehmen. Die Bearbeitung eines Buchs des togolesischen Autors Kangni Alem gefiel ihr sehr gut: "Er schreibt unheimlich prall, lustvoll, schnell, lustig. So einen Stil findet man bei europäischen Autoren nur sehr selten", erzählt die 35-Jährige. Beim Besuch der Frankfurter Verlagsanstalt hatte Verleger Joachim Unseld noch einige Tipps für die jungen Übersetzer auf Lager, machte ihnen aber auch klar, dass sie sich auf ein unsicheres Unterfangen einlassen. Allerdings würden Verlage auch immer wieder Übersetzer brauchen. Manchmal ergebe sich ein Auftrag sogar sehr spontan: “Deshalb ist es sehr wichtig, dass Ihr auf Euch aufmerksam macht. Dann bekommt Ihr auch die Chance, Euch zu beweisen und Ihr rutscht in die Branche", sagte Joachim Unseld. Nach zwei Tagen Frankfurt stehen nun für die jungen Übersetzer Verlagsbesuche in Berlin auf dem Programm.