Täglich steigen die Anforderungen und jemand, der mit 23 eine Lehre beginnt hat mehr Erfahrungen (z.B. durch ein Studium oder eine andere Lehre) und mehr Wissen angesammelt als jemand, der mit 16 oder 18 direkt aus der Schule kommt. Ich kenne eigentlich keinen Mitauszubildenden dem nicht klar ist, daß wir ohne die technische Weiterentwicklung und die breite Nutzung der Informationsmedien nicht lange bestehen können. Es wird doch von uns erwartet, daß wir möglichst alles wissen bzw. daß wir fähig sind alles Andere irgendwie herauszufinden. Das wäre allein ohne Internet schon nicht möglich. Zu gerne würde ich jetzt die Meinung meiner Mitauszubildenden mit den Ergebnissen der Umfrage vergleichen können weil ich einfach nicht glauben kann, daß so viele von uns derart "konservativ" eigestellt sind. Mir drängt sich auch die Frage auf, wie "konservativ" in dem Zusammenhang zu verstehen ist. Ist der Buchverkäufer der sich mit einer immer größer werdenden Zahl an Neuerscheinungen und ansteigenden kaufmännischen Ansprüchen als Vermittler kulturellen Guts als konservativ anzusehen? Ist da nicht eher der Kunde, der jede Woche in seine Buchhandlung geht, sich durch die Regale schnuppert und seine Buchhändlerin mit Vornamen kennt derjenige, der sich Zuhause ein kulturelles Reservat schafft? Menschen, die Bücher lieben möchten auch zeigen können, was sie gelesen haben. Das kulturelle Reservat besteht ja nicht nur aus dem Inhalt der Lektüre, sondern auch aus ihrer Körperlichkeit in Form eines Buches. Das kuschelige an einem gefüllten Bücherregal lässt sich doch nicht durch einen genmanipulierten I-Pod ersetzen. Und selbst in einer Anwaltskanzlei entfaltet der Schönfelder doch seine unschlagbare repräsentative Wirkung. Natürlich ist, daß die Branche sich weiterentwickelt und daß sie das auch muß um Bestand zu haben. Und das ist auch jedem von uns klar.