Friedenspreisträger von 1980

Ernesto Cardenal ist tot

2. März 2020
von Börsenblatt

Der Priester, sozialistische Politiker und Dichter Ernesto Cardenal ist am 1. März in Managua, Nicaragua, im Alter von 95 Jahren gestorben.

"Wir trauern um unseren Autor Ernesto Cardenal", schreibt der Peter Hammer Verlag auf seiner Website. Der Priester, Revolutionär und ehemalige Kulturminister Nicaraguas sei einer der bedeutensten Dichter Lateinamerikas und Autor erster Stunde des Verlags. Auf Deutsch ist sein literarisches Gesamtwerk dort erschienen.

Ernesto Cardenal wurde am 20. Januar 1925 in Granada/Nicaragua geboren, studierte Literatur in Managua und in Mexiko fort. Von 1947 bis 1949 studierte er an der Colombia-University New York, anschließend reiste er zwei Jahre durch Europa. 1957 begann Cardenal sein Noviziat im Trappistenkloster Gethsemany/Kentucky (USA), von 1961 bis 1965 studierte er Theologie in Guernavaca (Mexiko) und La Ceja/Medellin (Kolumbien). Hier entstanden die "Psalmen", die bis heute zu den wichtigsten Werken Cardenals zählen. Nach seiner Priesterweihe in Managua 1965 kam Cardenal mit William Agudelo und Carlos Alberto 1966 nach Solentiname, um eine christliche Kommune zu gründen. Hier entstand sein "Evangelium der Bauern von Solentiname". Mit dem Beginn der Revolution im Oktober 1977 ging Cardenal ins Exil und wurde Sprecher der FSLN, der Sandinistischen Befreiungsfront Nicaraguas. 1979, nach dem Sieg über Somoza, wurde er Kulturminister des Landes und initiierte eine umfassende Alphabetisierungskampagne. 1980 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Fünf Jahre später wurde er von Papst Johannes Paul II wegen seiner politischen Tätigkeit in der FSLN von seinem Amt als katholischer Priester suspendiert. Zusammen mit Dietmar Schönherr gründete Cardenal 1988 das internationale Kultur- und Entwicklungsprojekt "Casa de los tres mundos" in Granada. 1989 veröffentlichte er sein Opus magnum "Cántico Cósmico" (Gesänge des Universums). Seinen Austritt aus der FSLN gab er 1994 bekannt. Mit Sergio Ramirez und Gioconda Belli gehörte er zu den Gründern einer neuen Partei, die mehr innerparteiliche Demokratie einforderte. (Quelle: Peter Hammer Verlag).

1980 erhielt er, wie gesagt, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, in der Jury-Begründung hieß es: "Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahre 1980 Ernesto Cardenal, dem prophetischen Sucher nach Wahrheit, der in seiner Dichtung die Möglichkeit findet, Denken und Leben zu einer Einheit zu bringen, indem er die Würde des Menschen, seinen Anspruch auf Leben und Liebe, Freiheit und Frieden verteidigt. Ein wortgewaltiger Mahner, der sein dichterisches Werk gegen die Hoffnungslosigkeit stellt und die Liebe als einziges Element der Veränderung kennt."