Aufbau präsentiert neues Buch

Literatur in luftiger Höhe

28. Februar 2008
von Börsenblatt
Lesungen an ungewöhnlichen Orten gibt es schon länger. Nun setzte der Aufbau Verlag einen drauf und inszenierte eine Buchpräsentation der etwas anderen Art. Autorin Susanne Fengler wurde zur "literarischen Stewardess".
Berlin-Tegel. Es ist 9 Uhr. Ein scheinbar ganz normaler Flug wartet auf die Passagiere in der voll besetzten Maschine der Berliner Fluggesellschaft Air Berlin. Es geht nach Zürich. Der Flieger startet und Getränke werden ausgeschenkt. Zeitungen knistern, die Fluggäste sind in ihrer eigenen Welt über den Wolken versunken. Doch dann, nach etwa einer halben Stunde, geschieht doch etwas Ungewöhnliches: Eine Lesung über den Wolken wird angekündigt. Tom Erben, Marketing-Geschäftsführer des Aufbau-Verlags, bittet die Fluggäste, sich für einen Moment von ihrer Zeitung zu lösen, um einer anderen Lektüre Aufmerksamkeit zu schenken. Dann betritt Autorin Susanne Fengler die "Bühne". Die mitgereisten Journalisten von Print, Funk- und Fernsehen zücken Schreibblock, Fotoapparate und Kameras und auch die Passagiere schauen neugierig über die Sitze ihres Vordermannes hinweg. Die 36-jährige Fengler übernimmt das Mikrofon und liest aus ihrem neuen Buch “Heidiland" (Aufbau) etwa acht Minuten vor und mutiert somit zu einer Art “literarischen Stewardess". In dem Roman geht es um eine Fernbeziehung eines Paares, das zwischen Berlin und Zürich hin und her pendelt. Das funktioniert natürlich nicht gerade problemlos. Während der Kurzlesung dröhnen und donnern die Maschinen des Flugzeugs, die Stimme der Autorin verliert sich ein wenig in der Höhe von über 8000 Metern. Die meisten stört das nicht. Es gehe um die Idee, hört man sie sagen. Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Marketing-Aktion "drängte sich wegen des Themas auf" sagt Fengler, die in Dortmund geboren wurde, aber bereits seit 18 Jahren in Berlin lebt. Sie selber kennt diesen Spagat zwischen Privatleben in Berlin und Beruf in Zürich genau. "Manchmal denke ich, dass die Mobilität der Menschen zum Wahnsinn wird, zum modernen Irrsinn. Da ist diese Frage, die sich mir oft gestellt hat: Wie weit ist der Mensch eigentlich in der Lage zu pendeln?", berichtet Susanne Fengler über die Intention des Buchs. Erstaunlich sei es, wie viele andere Menschen auch in ihrer Situation seien. Montags treffe man jede Woche auf die gleichen Leute im Flugzeug, die am Ende der Woche ebenfalls wieder auf dem Rückweg seien. Woche für Woche über Jahre hinweg. Pünktlich um 10.25 Uhr steigen alle Fluggäste aus dem Flugzeug. Graue Wolken hängen am Himmel, aber es ist trocken. Bei einigen Passagieren ist die Bord-Lesung noch Gespräch und verstohlen schießen einige Passagiere noch schnell ein Foto von der großen, blonden Autorin und Kommunikationswisschenschaftlerin. Susanne Fengler und Tom Erben sind mit der Lesung über den Wolken zufrieden, eine weitere Lesung im Flugzeug ist jedoch nicht geplant. Das war eine einmalige Sache. So sei es zumindest erst einmal geplant, sagen Fengler und Erben.