Was fehlt? Cafés, wo man sich trifft und plaudert, pulsierendes Leben, lebendige Viertel, also eine gewisse Urbanität. »Wo wohnen denn hier die Emotionen?«, fragte Literaturhauschefin Maria Gazzetti. »Hier trifft man keine Menschen, weil alles so eilig ist«, pflichtete Verleger Joachim Unseld ihrer Beschreibung bei: »Frankfurt ist die Stadt, die Dichter am wenigsten an der Ausübung des Lebens behindert.« Boheme - schon allein das Wort passe nicht hierher. Und es fehlen literarische Buchhandlungen und vielleicht gar Leser und Käufer, wurde gemutmaßt
Aber »schlecht reden« wollte die von Holger Ehling moderierte Runde Frankfurt denn doch nicht. Der Ruf sei ohnehin nicht der beste. Vielmehr müsse man überlegen, so Unseld: »Was haben wir? Was können wir? Wie kommunizieren wir das?«
Zunächst aber durften noch Wünsche an den Kulturdezernenten Felix Semmelroth formuliert werden: Eine Busverbindung von West nach Ost, wenns nicht anders geht auch einen Schiffsweg, eine Förderung von Debüts, coole Veranstaltungsorte für Messeparties. Gar nicht so unmöglich, möchte man meinen. Und vielleicht eröffnet ja auch noch ein schönes Café. »Wir brauchen das dringend«, sagte der Schriftsteller Arno Lustiger. »Ich weiß nicht, wo ich mit einem Gast hingehen soll. Ich schäme mich richtig.«
Diese Beschämung teilt Lustiger wohl mit manchem Frankfurter zugleich aber auch eine Zuneigung für die Stadt in ihrer ganzen Unvollkommenheit. Es ist die besondere Frankfurter Mischung durchaus nicht die schlechteste und gar nicht so unsympathisch.