Antiquariat

Gabriele Ballon, Antiquarin in Berlin, im Interview

26. März 2020
von Börsenblatt

Gabriele Ballon betreibt seit 1995 ein auf Belletristik und Geisteswissenschaften spezialisiertes Ladenantiquariat in in einer Seitenstraße der Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg, zeitweise unterstützt von ihrem Ehemann Carsten Wurm. Ein Gespräch über die Auswirkungen der Corona-Krise.

Frau Ballon, seit wann ist Ihr Ladengeschäft in der Kuglerstraße geschlossen? Wie reagieren Ihre Kunden?

Gabriele Ballon: Der Laden ist jetzt die zweite Woche geschlossen. Mit dem Beginn der Corona-Krise kamen ohnehin keine Kunden mehr. Sie waren mit anderen Dingen beschäftigt als mit Bücherkaufen.


Welchen Anteil haben die Ladenumsätze bei Ihnen?

Die Ladenumsätze machen einen geringen Teil aus, dennoch wirkt sich der Wegfall mit jedem Tag stärker aus, da in Krisenzeiten natürlich jeder Umsatz zählt.


Auch das Versandgeschäft scheint in den letzten 14 Tagen erhebliche Umsatzeinbrüche erlebt zu haben; wie sieht das bei Ihnen aus?

Leider ist auch das sehr wichtige Versandgeschäft über das Internet beinahe zum Erliegen gekommen. Eigentlich sind schon seit einigen Monaten die Umsätze im Netz schlecht. Jetzt, wegen der Krise, sind diese nochmals in den Keller gegangen. Die laufenden Kosten aber bleiben. Das kann sich sehr existenziell auswirken.


Was planen Sie als Reaktion auf die Situation?

Inzwischen liefere ich innerhalb Deutschlands versandkostenfrei aus (Katalog siehe hier). Der letzte Katalog ("Antiquarische Blätter Februar 2020") brachte gute Umsätze. Jetzt arbeite ich am nächsten Katalog, der aus Anlass des 25-jährigen Geschäftsjubiläums im September dieses Jahres erscheinen soll. Daneben versende ich einige Sonderlisten zu einzelnen Sachgebieten an interessierte Kunden. Außerdem ist jetzt Zeit, nicht ausgepackte Ankäufe einzuarbeiten, Titel aufzunehmen und die Buchhaltung in Ordnung zu bringen.


Wo informieren Sie sich über Hilfsangebote für Betriebe? Sind Sie mit Branchenkollegen vernetzt?

Momentan kommen Informationen über Hilfsangebote per E-Mail ins Haus, unter anderem von der IHK. Alles noch unkonkret. Ob die für mich in Frage kommen, ist noch offen. Ich stehe mit Kollegen in telefonischem Kontakt. Der nächste Stammtisch der Berliner Antiquare im April wird wohl nicht stattfinden können. Ich hoffe, dass wir alle diese Krise durchstehen werden.

Fragen: Björn Biester