Corona-Auswirkungen auf die italienische Buchbranche

18.600 Titel weniger

29. März 2020
von Börsenblatt
Der italienische Verlegerverband schätzt, dass durch die Corona-Krise knapp 40 Millionen Bücher nicht gedruckt werden, der Buchhändlerverband, dass im ersten Monat nach Schließung der Buchläden 47 Millionen Euro an Einnahmen fehlen werden.

Nach den ersten Erkenntnissen des italienischen Verlegerverbands AIE über die Auswirkungen des Covid-19-Virus auf die gesamte italienische Verlagsbranche werden innerhalb eines Jahres

  • 18.600 Titel weniger veröffentlicht werden,
  • 39,3 Millionen Bücher nicht gedruckt und
  • 2500 Titel nicht übersetzt werden.

Laut AIE planen derzeit 61% der Verlage, den von der Regierung am 1. März eingerichteten Notfallfonds zur Überbrückung von Löhnen der Mitarbeiter zu nutzen.

Buchläden fehlen 47 Millionen Euro im ersten Monat

Paolo Ambrosini, Präsident des italienischen Buchhändlerverbands, geht nach ersten Schätzungen von fehlenden Einnahmen in Höhe von 47 Millionen Euro allein innerhalb des ersten Monats nach den Schließungen der Buchläden aus. "Wir hoffen, dass die Regierung eine beispiellose Intervention zur Unterstützung unserer Unternehmen durchführen wird, wie das neue Gesetz als wichtigen Bestandteil der Förderung von Büchern und Lesen."

Hauptvertriebskanal fehlt

"Die Schließung der stationären Buchhandlungen hat uns den Hauptvertriebskanal genommen; Schwierigkeiten bei der Belieferung von Online-Buchhandlungen verschärfen diese Situation weiter", sagte Franco Levi, Präsident des italienischen Verlegerverbands AIE. In den vergangenen Tagen hatte der Verlegerverband die italienische Regierung um Unterstützung bei der Nachfrage nach Büchern gebeten:

  • "Steuerabzug für Buchkäufe,
  • Wiedereinführung des Kulturgutscheins für junge Menschen (die sogenannte 18App),
  • eine Verstärkung des Fonds für bedürftige Familien beim Kauf von Schulbüchern für 20 Jahre in Höhe von 103 Millionen Euro".

Der AIE forderte wie andere Industrieverbände auch Maßnahmen zur Bewältigung der Liquiditätskrise und der Netze der sozialen Sicherheit, mit denen der Verlust von Arbeitsplätzen vermieden werden kann.

Angst, dass sich das verbraucherverhalten langfristig ändert

Der Präsident der italienischen Kulturverbände CCI, Innocenzo Cipolletta, forderte von Rom

  • die Verlängerung der Dauer der Maßnahmen sowohl für die Überbrückungsgelder für Mitarbeiter als auch für Beitrags- und Steueraussetzungen
  • einen Teil der 10% der von SIAE für "Privatkopien" erhobenen Gebühren auch den Herstellern zuzuweisen
  • spezifische Maßnahmen zur Unterstützung der Nachfrage nach Kulturprodukten, um das Risiko zu vermeiden, dass  sich mögliche Änderungen im Verbraucherverhalten am Ende zu einer strukturellen Krise werden.

Neues Gesetz zur Förderung des Lesens

Am 25. März wurde eine neues Gesetz zur Förderung des Lesens verabschiedet. Das zulässige Rabattlimit an Endverbraucher wurde, wie von unabhängigen Buchhandlungen gefordert, auf 5% gesenkt, was auch für den E-Commerce gilt. Zudem wurden ein "Pakt für das Lesen" (auch auf lokaler Ebene) eingeführt, es soll "Italienische Buchhauptstädte", verschiedene Initiativen in Schulen und eine "Kulturcharta" geben. Ziel des Gestzes ist, "die Gewohnheit des Lesens als Instrument für individuelles Wachstum und für die zivile, soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Nation zu verbreiten und die Zunahme der Leserzahl zu fördern und das soziale Image zu stärken." Weiterhin soll "der Besuch von Bibliotheken und Buchhandlungen und das Wissen über die italienische Buchproduktion, deren Verbreitung und Nutzung" gefördert werden. Und es sollen "gezielte Interventionen" geben für bestimmte Lesergruppen "und für die Gebiete mit einer höheren Rate an Bildungs- und Kulturarmut, auch um Phänomene sozialer Ausgrenzung zu verhindern". Für einen "Nationalen Aktionsplan zur Förderung des Lesens" will Rom jährlich 4,35 Millionen Euro bereitstellen. Für Projekte der jährlich wechselnden Buchhauptstadt soll es 500.000 Euro geben.

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