Otto W. Plocher, Inhaber des auf Theologie und Geisteswissenschaften spezialisierten Antiquariats Kretzer im hessischen Kirchhain, hat seine persönlichen Erfahrungen mit dem Versenden von Büchern ins In- und Ausland in Corona-Zeiten notiert.
Büchersendungen Deutschland
Leichte Verzögerungen von 2-3 Tagen = gefühlt ca. 10-20% der Sendungen. Deutliche Verzögerungen von 4-7 Tagen = max. 5% der Sendungen. Verluste bislang nicht signifikant erhöht.
Bücher+Warensendung Europa
Meist unauffällig, bislang auch nach Osteuropa und in romanische Länder. Aber vereinzelt bleiben Sendungen in den Empfängerländern hängen (Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, usual suspects) und sind dann auch nicht mehr wirklich auffindbar; kommen manchmal mit fadenscheiniger Deko beklebt zurück. Ich denke, man kann jetzt noch versenden, aber beim Warenwert wäre ich konservativ, vor allem in romanische Länder und Südosteuropa. - Skandinavien, Schweiz, Österreich, Benelux tadellos.
Bücher+Warensendung Weltweit
Vorsicht! Wie schon mehrfach von Kollegen berichtet werden Zustellungen auch in Ländern, die zum Zeitpunkt des Versands bei uns noch als unverdächtig galten, einfach nicht mehr durchgeführt. Im besten Falle kommen die Sendungen dekoriert zurück. Das gilt für USA, Kanada, Japan, aber auch Naher Osten, Südostasien und Australien sowie Vietnam und Rußland. Viele dieser Länder sind ja auch gar nicht mehr buchbar und beschickbar. Ich würde zu diesem Zeitpunkt keine Sendung über 20 Euro z.B. nach Rußland oder Vietnam schicken, die Lage ist einfach zu unübersichtlich.
Paketsendungen Deutschland
Etliche Sendungen mit leichter Verzögerung von 2-3 Tagen. Deutliche Verzögerungen bei einzelnen Tranchen bis zu 10 Tagen! Eine Tranche mit 12 Paketen dauerte 11 Tage. Offenbar sind die Verteilzentren total überlastet (Telefonat mit einem Gewährsmann der DHL, wörtliches Zitat: "zusammengebrochen"). Die einzelnen Schichten dürfen sich nicht mehr begegnen, Springer dürfen nicht mehr in verschiedenen Schichten aushelfen. - Wir weisen alle Kunden mit teureren Sendungen darauf hin, dass teilweise mit längeren Verzögerungen gerechnet werden muss.
Paketsendungen Europa
Skandinavien, Benelux, Schweiz und Großbritannien problemlos (vielleicht leichte Verzögerungen). Nach Süd- und Osteuropa (konkret Österreich, Tschechien, Polen, Spanien, Frankreich [!]) teilweise deutlich längere Laufzeiten und irrationale Rücksendungen, obwohl der Abfluss der Pakete angeblich problemlos sein soll. Neues Fänomen: Die Pakete liegen irgendwo unsichtbar herum, untrackbar, dann geht's nach 10 Tagen weiter oder zurück.
Paketsendungen Übersee
Betrieb von uns nach drei schlechten Erfahrungen eingestellt. Ich persönlich würde auch nicht mehr DHL-Priority in die U.S.A. schicken, selbst wenn der Kunde es partout will. Lieber anbieten, die Sendung aufzubewahren, Rabatt für den zukünftigen Versand versprechen o. ä.
Fazit: Die auf der Kampagneseite der Deutschen Post / DHL zu coronabedingten Einschränkungen beim Versand noch GRÜN markierten Länder sind nicht alle wirklich zuverlässig beschickbar, fei Obacht! Pakete sind sowohl in Deutschland als auch International nach meiner Einschätzung allgemein (wohl volumenbedingt) stärker betroffen als Büchersendungen. Unberechtigte Rücksendungen sollten bei der DHL und der Post schonungslos eingeklagt werden.
Zusatzinformation: Die auf der Sendungsverfolgungsseite der DHL / der Deutschen Post sichtbaren Informationen sollen ebenfalls hinterherhinken und nicht immer den realen Status der Sendung widerspiegeln. Fragen Sie mich nicht, wie das geht, aber heute goes wahrscheinlich würcklich und wahrhafftig anything.
Tapfer bleiben, weiter kämpfen!
Das Antiquariat Kretzer findet sich im Netz hier.
