Vor drei Jahren übernahm das Stuttgarter Barsortiment Koch, Neff und Volckmar (KNV) den insolventen PBS-Großhändler Schreyer mit Sitz in Metzingen. Mit dem Unternehmen, das vor allem in Süddeutschland aktiv ist, wollte KNV in den PBS-Markt einsteigen und die Vertriebsorganisation deutschlandweit flächendeckend ausweiten.
Wie gemeldet wird der Schreyer-Vertrieb zum 1. Mai von der PBS Holding Gruppe übernommen.
Weshalb ziehen Sie sich aus dem PBS-Geschäft mit Schreyer zurück?
Voerster: Die Umsatzentwicklung, die wir uns mit Schreyer vorgenommen haben, konnte nicht erreicht werden und damit auch nicht die geplante Ergebnissituation. Um den Kunden und Liefe-ranten von Schreyer auch zukünftig ein leistungsfähiger Partner zu sein, ist jedoch Wachstum dringend notwendig. Dies haben wir durch die Übernahme des Vertriebs von Schreyer durch PBS Deutschland erreicht. Als andere Option haben wir geprüft, weitere Unternehmen in unseren Firmenverbund zu integrieren, doch waren entweder die Firmen nicht zu erwerben oder Übernahmen wirtschaftlich nicht sinnvoll.
Was kann man unter der Übernahme des Vertriebs durch die PBS Holding verstehen?
Voerster: Im Zuge eines Asset deals übernimmt die PBS Deutschland einen Teil des Vertriebs von Schreyer und das Lager. Die Logistik und Verwaltung verbleibt bei KNV und wird aufgelöst.
Haben Sie sich mit der Schreyer-Übernahme vor drei Jahren ein Stück weit verkalkuliert?
Voerster: Ja, das haben wir. Wir mussten erkennen, dass die Großhandelsstrukturen in der PBS-Branche überraschend stark zementiert und sehr traditionell sind. Einige Verhaltensweisen und Strukturen der PBS-Branche sind uns bis heute unverständlich, weil damit auf allen Seiten sehr viel Geld vernichtet wird.
Ihr Ziel 2005 war es, mit Schreyer bundesweit zu agieren. Wieso konnte dies nicht funktionieren?
Voerster: Insgesamt sind die Geschäftsbeziehungen in der PBS-Branche traditioneller und fester, als wir angenommen haben. Wir sind davon ausgegangen, dass es uns leichter gelingen würde, Kunden von einem Lieferantenwechsel zu überzeugen. Allerdings konnten wir auch weniger Alleinstellungsmerkmale und Wettbewerbsvorteile entwickeln, als geplant. Wenn man wie wir seit fast 200 Jahren bundesweit tätig ist, unterschätzt man es, wie schwierig und langwierig es ist, sich diese Position zu erarbeiten.
Wird die Bedeutung von PBS für den Buchhandel nicht völlig überschätzt?
Voerster: Nein, das glaube ich wirklich nicht. Ich bin mir sehr sicher, dass sie sogar noch von vielen völlig unterschätzt wird. Der europäische Vergleich zeigt ganz deutlich, dass PBS und Buch bestens miteinander harmonieren und eine Kombination sinnvoll ist. Außerdem gibt es bei den großen Filialisten deutliche Signale, sich mit PBS zu beschäftigen sicherlich auch, weil man allmählich erkennt, dass die teilweise sehr großen Flächen durchaus noch zum Buch passende Produkte vertragen beziehungsweise benötigen, um Vielfalt und Attraktivität für den Kunden zu erzeugen.
Wie viele Schreyer-Mitarbeiter sind von dem Verkauf betroffen?
Voerster: Schreyer beschäftigt knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Einige werden zur PBS Deutschland wechseln, einige werden in unseren Unternehmen wieder einen Job finden und mit einigen werden wir Aufhebungsverträge abschließen, da wir keine Möglichkeiten zu deren weiteren Beschäftigung haben. Die genauen Zahlen stehen noch nicht fest, da derzeit die Gespräche mit den Mitarbeitern laufen.
Interview: Eckart Baier