Ausstellungen

Gilgamesch in Offenbach am Main

25. September 2008
Redaktion Börsenblatt
Das Klingspor Museum Offenbach präsentiert ab Anfang Oktober in einer Ausstellung Illustrationen zum Gilgamesch-Epos.
Unter den ersten städtischen Hochkulturen im antiken Mesopotamien war das sumerische Uruk eine Residenz mit einem mythischen König: Gilgamesch. Die fast 10 km lange Stadtmauer soll dieser in frühdynastischer Zeit (etwa im 28. Jahrhundert v. Chr.) erbaut haben. Seit dem 3. Jahrtausend vor Christus gab es sicherlich mündlich tradierte Heldenlieder über den tatenwütigen Herrscher. Schriftzeugnisse sind nur fragmentarisch erhalten geblieben. Immer wieder reizte es die Künstler der Neuzeit das Gilgamesch-Epos zu illustrieren. Josef Hegenbarth schuf 1919 eine Suite von elf Pinselzeichnungen. Im selben Jahre erschien das Gilgamesch-Epos in Berlin mit elf Originialradierungen von Richard Janthur; in einem Exemplar übermalte Arnulf Rainer 1964 alle Radierungen und Initialen mit schwarzen Ölstiften. Die erst kürzlich wiederentdeckten Original-Druckplatten der Grafiken Janthurs aus Privatbesitz sind in der Offenbacher Ausstellung zu sehen. Willi Baumeister beschäftigte sich viele Jahre mit dem Gilgamesch-Epos; es entstanden Ölbilder, Lithografien, Siebdrucke und 1942/43 über 150 Zeichnungen mit Frottagen in abstrakt archaisierender Formensprache. Ein monumentales Werk der zeitgenössischen Buchkunst zum Gilgamesch-Epos erarbeitete Felix Martin Furtwängler, das er 2004 in seiner Berlin Privatpresse in nur 19 Exemplaren vorlegte. Der großformatige Halbpergamentband enthält neben den Texten vierzig ganzseitige Schwarz-Weiß-Grafiken, deren Druckformen mit einem Elektrobohrer in Holz gearbeitet wurden. Das Buch ergänzte Furtwängler noch mit einer Suite von vierzig Farbholschnitten. Er hat dem Klingspor Museum seine Überarbeitungen der Baumeister-Drucke mit farbigen Gouachen als Dauerleihgabe übergeben. Die jüngste bibliophile Ausgabe des Gilgamesch-Epos kommt aus Leipzig, 2007 herausgegeben von Herbert Kästner. Der Buchschmuck mit sieben Radierungen stammt von Reinhard Minkewitz. "Der, der aus der Tiefe sah, das Gilgamesch-Epos im 20. und 21. Jahrhundert", 1. Oktober bis 16. November, Klingspor Museum Offenbach (Herrnstraße 80). Öffnungszeiten: Di, Do, Fr 10–17 Uhr, Mi 14–19 Uhr, Sa, So 11–16 Uhr (3. Oktober geschlossen).