Der Wegzug des Suhrkamp Verlags von Frankfurt nach Berlin kam immer wieder zur Sprache an diesem Morgen im Literaturhaus. Was macht Berlin so reizvoll für Verlage?
Verlegerin Daniela Seel (Kookbooks), mit ihrem Verlag in Idstein im Taunus und in Berlin ansässig, ist davon überzeugt, dass es "enorm relevant" sei, wo man mit seinem Verlag stationiert ist. Für sie sei es wichtig, dass sie in Berlin mit besonders vielen Menschen zusammenkommen könne, die für ihre Arbeit als Verlegerin wichtig sind. Berlin sei mit seinen Wissenschaftlern vor allem für die Wissenschaftsverlage wichtig und das Wissenschaftsprogramm sei es ja auch, mit dem Suhrkamp in der Vergangenheit Probleme gehabt hätte. Seel hob besonders das Poesie Festival in Berlin heraus, das es "so nirgendwo in Europa" gäbe und kritisierte die vernachlässigte Kulturförderung des Landes Hessen als "Katastrophe". Auch herrsche unter den Frankfurter Verlagen ein zu starkes Konkurrenzdenken.
Axel Dielmann, mit seinem Verlag seit 16 Jahren in Frankfurt beheimatet, beanstandete die Angewohnheit Frankfurts, Kulturarbeit immer mit anderen Regionen vergleichen zu müssen. Auch hier gäbe es Angebote, allerdings vermisse er Buchhändler und Verleger unter dem Frankfurter Publikum, die auch bei dieser Veranstaltung im Literaturhaus weitgehend fehlten. Das sei in Berlin anders.
Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir wies darauf hin, dass gerade das überschaubare Angebot an kulturellen Orten in Frankfurt eine Chance wäre, kulturellen Diskurs zu verdichten. Auch sei der Umzug des Suhrkamp Verlags vielleicht gar nicht der Stadt Frankfurt geschuldet, sondern eine Möglichkeit des Verlags, sich durch den Ortswechsel neu zu erfinden.
Als der Frankfurter Journalist Holger Ehling das Gespräch auf das geplante Haus der Verlage im Frankfurter Hirschgraben lenkte, meldete sich Sonja Vandenrath, Literaturreferentin der Stadt Frankfurt, die bislang im Publikum saß, zu Wort. Man sei mittlerweile weg von der Idee einer allzu engen Bindung des Hauses an die Verlage. Aktueller Arbeitstitel der geplanten Begegnungsstätte sei nun "Haus der Buchkultur". Geplant sei ein Zentrum kulturellen und ökonomischen Lebens. Gerade Frankfurt würde von der engen Verzahnung von Kultur und Wirtschaft, die übrigens zuvor in der Podiumsdiskussion eher kritisiert wurde, profitieren. "Das Haus der Buchkultur soll die ökonomische Seite des Kulturbetriebs wiederspiegeln", so Vandenrath weiter. Geplant sei es, dort etwa junge Kleinunternehmer wie beispielsweise Grafiker anzusiedeln oder eine Schriftstellerwohnung einzurichten. Ab diesem Jahr würde zudem erstmals ein Arbeitsstipendium für einen Frankfurter Autor ausgeschrieben, das mit 2.000 Euro im Monat bezahlt sei.
Am Ende der Veranstaltung stand einmal mehr die Aufforderung an alle Kulturschaffenden Frankfurts, künftig mehr miteinander zu reden. Dies gilt es sicher auch für das geplante Haus der Buchkultur zu beherzigen. "Die Idee der `Bastelstube` finde ich charmant und gleichzeitig eine Herausforderung für Frankfurt, da es so etwas bislang noch nicht gibt", sagte Casimir. Vielleicht liegt in dem fehlenden Vorbild ja aber auch der entscheidende Vorteil für die Stadt Frankfurt.