Münchner Verlegerkreis zu Gast beim Hörverlag

"Der Konsument will Inhalte, nicht Technik"

1. Juli 2009
Redaktion Börsenblatt
Das kann man dramaturgisch kaum besser machen: Bachmann, Benn und Brecht tragen zunächst in alten, verzaubernden Aufnahmen ihre Gedichte vor. Und dann spricht der Direktor des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) über die sich weiter beschleunigende Entwicklung der digitalen Medien. Der Münchner Verlegerkreis traf sich gestern Abend beim Hörverlag. Zum Kontrastprogramm.

Gastgeberin Claudia Baumhöver erzählte eingangs mit der ihr eigenen Leidenschaft von diesem Dichterprojekt ihres Verlages, von jahrelangen, so mühsamen wie beglückenden Recherchen, von der "Rekreation einer Aura" (was die vorgespielten Tonaufnahmen den Anwesenden eindrucksvoll belegten), von der großen Neugier der Presse und des Handels schon jetzt, noch bevor das Werk fertig ist. Und sie schloss ihre Begrüßung mit der Geld und Geist versöhnenden Mutmachformel: "Mit den Dingen, die einen bewegen, bewegt man ein bisschen auch den Markt."

Ein bisschen sehr für den Geschmack eines Vertreters der "Content-Industrie" (formerly known as "Verlage") bewegt Medientechnik den Markt. Das wusste IRT-Chef Klaus Illgner-Fehns höchst lebendig zu veranschaulichen. In seinem Power-Pointen-Vortrag zeigte der promovierte Elektrotechniker, in welch schneller Folge sich die Verbreitungswege für Inhalte wandeln, die Endgeräte immer leistungsfähiger und zugleich immer preiswerter werden, die Nutzung der Medien sich immer stärker individualisiert und von Ort und Zeit unabhängig geschieht.

Illgner-Fehns' eher beunruhigende Botschaft an die Münchner Runde: "Wir werden technisch in den nächsten Jahren noch sehr viele neue Sachen sehen. Die Entwicklung hält an." Die eher beruhigende Botschaft: "Im Mittelpunkt des Konsumenten wird nie die Technik stehen, sondern immer der Dienst, seine Funktionalität, aber vor allem seine Inhalte." Das müsse, so übte sich der Ingenieur als Motivator, doch Ansporn sein für jeden, der Inhalte zu verkaufen hat.

Eine freundliche Geste. Danach brauchte - denn schwülwarm war's in den schönen Räumen des Theresienwiesen-nah gelegenen Hauses - manch einer erst mal ein kühles Bier.