Das Gebäude, ein fünfgeschossiger repräsentativer Bau mit Schleppgauben auf dem Dach, stammt aus dem Jahr 1915. Anfangs war hier eine Wäschefabrik untergebracht, im 2. Weltkrieg dienten die massiven Kellergewölbe als Luftschutzkeller, die SS hatte hier eine Kommandozentrale.
Die Nachbarn zucken bei Fragen nach der Historie und dem Eigner des Hauses ratlos die Achseln: man sei erst ein, zwei Jahre hier, ein Kommen und Gehen im Kiez, fast nur junge Menschen. Dann doch noch: Ein älteres Ehepaar lehnt, Ellbogen auf ein Kissen am Fensterbrett gebettet, am Fenster im ersten Stock eines der Häuser nebenan und erinnert sich. Eine Krankenkassenfiliale habe in dem Komplex ihren Sitz gehabt – das war die AOK noch vor dem Krieg, wie die spätere Internetrecherche ergibt – 1993 kam das "Finanzamt Friedrichshain/Prenzlauer Berg", nun ebenfalls Geschichte; heute müssen sich die Steuerzahler zwischen Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg entscheiden. Seit Januar 2009 steht das Gebäude leer. Die Nachbarn finden’s generell gut, dass nun etwas Kulturelles kommt. Beim Kreisverband der Grünen nebenan weiß man schon von Suhrkamp und schmunzelt. "Die Pappelallee", so eine Anwohnerin, „ist dafür prädestiniert, Kunst- und Literaturstraße zu bleiben. Es gibt überall im Kiez verschiedene kleine Orte für Lesungen und Veranstaltungen.“