Schöneberg liest

Literatur beim Bestatter

28. September 2009
Redaktion Börsenblatt
Einen besseren Ort als das Reisebüro Ehlert in Schöneberg konnte es für die Lesung von Judith Schalansky gar nicht geben. Sie sei nämlich zurzeit im „Packwahn“, berichtete die Autorin beim Berliner Lesefest Schöneberg liest  –  in wenigen Tagen tritt sie ihr Stipendium in der Künstlerresidenz Villa Aurora in Los Angeles an.

Auch die Textpassagen, die sie aus ihrem bei mare erschienenen Romandebüt „Blau steht dir nicht" vorlas, passten gut in die Umgebung: Schalansky erzählt darin die Geschichte des Mädchens Jenny, das zu DDR-Zeiten an der Ostsee aufwächst und kaum etwas so sehr liebt wie Matrosenanzüge.

 

An ungewöhnlichen Orten in Schöneberg fanden fast alle Veranstaltungen des Lesefests statt, das in diesem Jahr zum dritten Mal über die Bühne ging; im Bestattungsunternehmen Grieneisen las etwa Karsten Krampitz aus seinem mit dem Publikumspreis des diesjährigen Bachmann-Wettbewerbs ausgezeichneten Roman „Heimgehen". Der Veranstalterin Monika Mundt ist es wichtig, dass der jeweilige Ort gut zur Lesung passt.

 

Auch einen inhaltlichen Schwerpunkt gab es in diesem Jahr erstmals: Mit „Geschichte(n) aus Ost und West" wollte man an den Mauerfall vor 20 Jahren erinnern, aber auch „an weitere historische Ereignisse am 9. November, die Deutschlands schwierigen Weg zur Demokratie markieren."