Wie es in einer gemeinsamen Pressemitteilung heißt, soll damit jede Gefährdung der kostbaren Archivbestände etwa durch mehrfachen Transport oder provisorische Lagerung ausgeschlossen und für ihre optimale Unterbringung und Erhaltung gesorgt werden. Mit der Entscheidung für Marbach verbinde die Verlagsleitung auch die Erwartung einer sachgerechten, zügigen Erschließung, die das wissenschaftlich wertvolle Material unmittelbar nach seiner Übernahme durch das Literaturarchiv der Forschung zur Verfügung stellen und in Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich machen wird.
Zu den wichtigsten Punkten der von der Verlagsleitung und dem Deutschen Literaturarchiv getroffenen Vereinbarungen gehört die Aufstellung und Bestandsführung der Archivalien in Marbach. Um dem Umfang und dem überragenden Forschungswert der Archive von Suhrkamp und Insel Rechnung zu tragen, werden diese in Marbach – genauso wie gegenwärtig das Cotta-Archiv – als eigene Abteilung unter dem Namen Siegfried Unseld Archiv geführt und in ihrer Kohärenz erhalten.
Die Sammlungen des Verlagsarchivs Suhrkamp umfassen Manuskripte und Korrespondenzen u. a. von Theodor W. Adorno, Ingeborg Bachmann, Ernst Bloch, Bertolt Brecht, Hans Magnus Enzensberger, Max Frisch, Rainald Goetz, Durs Grünbein, Jürgen Habermas, Peter Handke, Christoph Hein, Wolfgang Hildesheimer, Niklas Luhmann, Arno Schmidt, Martin Walser und Peter Weiss. Zu den Sammlungen des Verlagsarchivs Insel gehören Briefe an Anton und Katharina Kippenberg sowie die Autorenkorrespondenz, u.a. von Johannes R. Becher, Max Brod, Hans Carossa, Paul Celan, Hermann Hesse, Paul Heyse, Ricarda Huch, Marie Luise Kaschnitz, Harry Graf Kessler, Reinhold Schneider und Dolf Sternberger. Manche dieser Briefwechsel sind nach Umfang und Inhalt ungewöhnlich reich und werden das größte Interesse der Forschung auf sich ziehen, so die Korrespondenzen mit Stefan Zweig (846 Briefe, 242 Karten, 36 Telegramme), Hugo von Hofmannsthal (229 Briefe, 125 Karten, 102 Telegramme) und Rainer Maria Rilke (240 Briefe, 30 Telegramme, zahlreiche Fotos).
Zu den literarischen Beständen, die mit den Archiven von Suhrkamp und Insel vom Deutschen Literaturarchiv Marbach übernommen werden, gehört auch das Autorenarchiv Uwe Johnson, das
die Manuskripte, Briefe und die Bibliothek dieses Giganten der deutschen Nachkriegsmoderne enthält. 1984 waren die Papiere Uwe Johnsons von Siegfried Unseld, dem damaligen Vorsitzenden der Peter Suhrkamp Stiftung, als Depositum an die Universität Frankfurt gegeben worden. Aber bereits in den neunziger Jahren hatte Unseld gegenüber dem damaligen Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach, Ulrich Ott, prophezeit: „Wenn alles getan ist, wird auch das Johnson-Archiv seinen Ort in Marbach finden.“