Buchtipps

Depression – die tabuisierte Volkskrankheit

17. November 2009
Redaktion Börsenblatt
Seit Robert Enkes Freitod beherrscht das Thema Depression die Medien: "Spiegel" und "Focus" widmen der Krankheit, an der rund vier Millionen Deutsche leiden, ihre Titelgeschichte. Talkshows wie "Beckmann" gestern abend laden Depressionsforscher und Betroffene zum Gespräch ein.

Experten wie Florian Holsboer, Leiter des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, räumen dabei mit Vorurteilen auf: "Es gibt nicht die Depression. Jeder Patient hat seine eigene Depression." Und vielfach werde die Krankheit auch verschleiert – etwa mit dem Begriff "Burn-out". Burn-out gebe es streng genommen nicht. Das Syndrom sei nicht Folge einer Arbeitsüberlastung, sondern einer psychischen Grunderkrankung, die mit der Leistungsfähigkeit eines Menschen nichts zu tun habe.

Zum Thema Depression gibt es eine große Zahl an Ratgebern und Sachbüchern, die in der folgenden Bibliographie in Auswahl vorgestellt werden (nach Verfassern in alphabetischer Reihenfolge geordnet):

 

William R. Beardslee (Hrsg.):
»Hoffnung, Sinn und Kontinuität. Ein Programm für Familien depressiv erkrankter Eltern.« Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie, 2009, 200 S., 19 Euro

Mit der Publikation der deutschen Fassung des US-amerikanischen Präventionsprogramms „Hope, Meaning and Continuity soll eine breite Rezeption und produktive Weiterentwicklung möglich gemacht werden, um so Familien mit psychischen Erkrankungen – und vor allem deren Kindern – bei der Bewältigung ihrer Anforderungen und Belastungen zu helfen.
 
 
Otto Benkert:
»StressDepression. Warum macht Stress depressiv? Warum macht die Depression das Herz krank?«. C. H. Beck, 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2009,
240 S., 12,95 Euro

Psychiater und Psychotherapeut Otto Benkert stellt allgemeinverständlich neue neurobiologische Erkenntnisse dar und zeigt, wie eng Stress und Depression auf vielen Ebenen verbunden sind und warum Stress zur Depression führt. Zahlreiche Checklisten helfen dem Leser zu ersten Selbstdiagnosen, und es wird erläutert, wie sich die StressDepression besiegen lässt.
 
 
Jeannette Bischkopf:
»So nah und doch so fern. Mit depressiv erkrankten Menschen leben.«
Balance Buch + Medien Verlag, 2009, 180 S., 14,95 Euro

Will er nicht oder kann er nicht? Diese Frage stellen sich wohl alle Angehörigen depressiv erkrankter Menschen. Es ist nicht einfach, eine Depression zu verstehen und die eigene Rolle und Verantwortung als Partner, Kind oder Freund zu klären. Der von der Psychologin Jeannette Bischkopf fachkundig und verständlich geschriebene Ratgeber nimmt konsequent die
Angehörigenperspektive ein. Die zentralen Themen: die Krankheit akzeptieren und dennoch Trauer zulassen, der zunehmenden Einsamkeit entgegenwirken, Unterstützung suchen. Denn nur wer für sich selbst gut sorgt, kann dem
erkrankten Menschen eine Hilfe sein.
 
 
Guy Bodenmann:
»Depression und Partnerschaft. Hintergründe und Hilfen.«
Verlag Hans Huber, 2009, 120 S., 14,95 Euro

Die Qualität der Partnerschaft spielt sowohl bei der Entstehung von Depressionen, deren Schweregrad und Verlauf als auch beim Rückfallrisiko eine wichtige Rolle. In diesem Buch wird gezeigt, wie diese Zusammenhänge aussehen und welche Schwierigkeiten sich für Paare ergeben, wenn einer der Partner an einer Depression erkrankt. Es wird aufgezeigt, dass auch
wohlgemeinte Unterstützung durch den Partner problematisch sein kann und wie eine angemessene Unterstützung des Depressiven durch den Partner aussieht.
 
 
Antoinette Borri:
»Schritte aus der Depression. Anleitung zur Selbsthilfe«.
Herder, 2009, 156 S., 8,95 Euro

Ein lebensnahes Lern- und Übungsbuch, das Betroffenen Hoffnung macht und Zutrauen in die eigenen Heilungskräfte schenkt.
 
 
Josef Giger-Bütler:
»Endliche frei. Schritte aus der Depression.«
Beltz, 2009, 330 S., 19,90 Euro

Der Autor beschreibt, wie der Ausstieg aus der Depression gelingt, und benennt die Schritte, anhand derer erkrankte Menschen wieder zu sich selbst finden und die Krankheit hinter sich lassen können: Müdigkeit und Überforderung: Woran man die Depression erkennt / Erwartungen erfüllen: die depressive Lebensstrategie / Warum die Depression in der heutigen Zeit ständig zunimmt / Sich und sein Umfeld verändern – wie Depressionen heilbar sind.
 
 
Willem van der Does:
»Licht am Ende des Tunnels. Gib der Depression keine Chance – wie wir aus der Melancholiefalle herausfinden.«
Oesch, 2009, 160 S., 14,90 Euro

Hier ist der praktische Ratgeber, der Depressiven hilft, sich aus der Verstrickung zu lösen. Der Psychologe Willem van der Does schreibt allgemein verständlich, klar und deutlich, was Sache ist. Die drastischen Cartoons von Peter van Straaten führen uns vor Augen, wohin die "Reise" gehen kann, wenn wir uns nicht dagegen wehren, tief und tiefer abzurutschen. Endlich eine ungeschminkte Darstellung, die nichts schönredet, sondern Einsichten und praktische Hilfe vermittelt.
 
 
Günter Harnisch:
»Alternative Heilmittel für die Seele. Selbsthilfe bei depressiven
Verstimmungen, Schlafstörungen und nervöser Erschöpfung«.
Schlütersche, 2009, 112 S., ca. 60 Farbfotos, 12,90 Euro

Der Ratgeber beschreibt alternative Heilmittel und so genannte psychoaktive Pflanzen und wie man sie ganz praktisch im Alltag einsetzen kann.
 

Florian Holsboer:
»Biologie für die Seele. Mein Weg zur personalisierten Medizin«.
C. H. Beck, 2009, 304 S., 19,90 Euro

Florian Holsboer, Deutschlands bekanntester Psychiater, berichtet über seinen Weg zur Erforschung der Depression und sein Leben als Wissenschaftler. Anschaulich und allgemeinverständlich erklärt er seinen revolutionären Ansatz der Behandlung seelischer Leiden. Sein Buch ist eine brillante Mischung aus medizinischem Grundlagenwerk, Autobiographie und Streitschrift für eine biologisch fundierte und gerade deshalb humane Seelenheilkunde.

 

Matthew Johnstone:
»Mein schwarzer Hund. Wie ich meine Depression an die Leine legt«
Kunstmann, 2008, 48 S., 14,90 Euro

Matthew Johnstone findet für den schwer fassbaren Zustand der Depression einfache, zwingende Bilder, die Betroffenen, deren Angehörigen und Freunden helfen können: sich nicht alleine damit zu fühlen, sich mitteilen zu können, Verständnis zu entwickeln, miteinander darüber ins Gespräch zu kommen – und nie die Hoffnung zu verlieren.

 

Siegfried Kasper, Anne Maria Möller Leimkühler:
»Volkskrankheit Depression?«
Picus, 2009,  72 S., 7,90 Euro

Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der Psychiatrie und werden auch oft bei verschiedenen organ-medizinischen Erkrankungen beobachtet. Häufig ist den Betroffenen nicht bewusst, dass es sich dabei um eine Erkrankung wie jede andere handelt, sodass diese Menschen oft nicht die nötige Hilfe in Anspruch nehmen. Dabei zeigen neuere medikamentöse Behandlungsmethoden bei depressiven Erkrankungen Erfolge, die mit jenen bei der Behandlung internistischer Erkrankungen vergleichbar sind.
 
 
Violetta  und Carmen Klenk:
»Als Idas Mama die Farben verlor«.
Editopn Per Ce Val, 2009,  44 S., 9,90 Euro

Violetta Klenk, Kunsttherapeutin  und Heilpraktikerin für Psychotherapie und Carmen Klenk, Familientherapeutin und Sandpieltherapeutin, erklären in diesem Bilderbuch für Kinder von 5 bis 10 das Thema Depression. Es soll Kinder mit betroffenen Angehörigen von in diesem Zusammenhang häufig auftretendem Schulderleben entlasten und kann für Familien eine Einstiegshilfe zum Gespräch sein.
 
 
Maria März:
»Depression ade – Wie Ihr Glaube Ihnen hilft«.
EOS Verlag, 2009, 32 S., 3 Euro

Das Büchlein ist als Anregung gedacht, sich mit der Krankheit wie mit sich selbst auseinanderzusetzen. Der Patient kann sich seiner Umgebung erst wieder zuwenden, wenn er den Sinn für sich und sein Leben wieder gefunden hat. Bei dieser Suche kann dem Christen sein Glaube helfen.

 
 
Rudolf Meyendorf, Helga Kabza:
»Depressionen und Angst.«
Hirzel, 2009, 264 S., 19,80 Euro

Der Ratgeber erklärt, wie Depressionen und Ängste entstehen und wie man sie erfolgreich therapieren kann. Er erläutert anschaulich, wie Antidepressiva wirken und wie Psycho-und Kunsttherapie helfen können.
 
 
Wenzel Müller:
»Depressionen. Erkennen - behandeln - damit leben.«
Verlagshaus der Ärzte, 2009, 138 S., 14,90 Euro

Eine Depression ist ein vielschichtiges Phänomen mit verschiedenen Ausprägungen, die in diesem Ratgeber ausführlich beschrieben werden. Damit wird die Depression auch von anderen ähnlichen Erkrankungen klar abgegrenzt. Ausführlich werden Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt, von psychotherapeutischen Ansätzen bis hin zur Pharmakotherapie, aber auch weitere Ansätze wie Elektrokrampftherapie, Lichttherapie oder therapeutischer Schlafentzug. Hinzu kommt eine Übersicht zu alternativen Behandlungsmethoden sowie zu vorbeugenden Maßnahmen. Tipps zum Umgang mit depressiv Erkrankten runden das Buch ab.
 
 
Wunibald Müller:
»Ich wage mich in meine Dunkelheit. Der Depression begegnen.«
Vier Türme Verlag, 2009, 158 S., 16,90 Euro

Müller, Gründer und Leiter des therapeutisch-spirituellen Zentrums Recollectio-Haus der Abtei Münsterschwarzach, beschreibt in seinem Buch Formen und Ursachen der Depression und zeigt, wie depressive Menschen und ihre Angehörigen mit der Krankheit umgehen können.
 
 
Holger Reiners:
»Das heimatliche Ich. Aus der Depression zurück ins Leben.«
Piper, 2009, 192 S., 8,95 Euro

Reiners schildert eigene Erfahrungen, um den Fangarmen der Depression auf Dauer zu entkommen und sie zu besiegen.
 
 
Michael Rosentritt:
»Sebastian Deisler – Zurück ins Leben. Die Geschichte eines
Fußballspielers.«
Edel Edition, 2009, 256 S., 22,95 Euro

Kurz nach seinem 27. Geburtstag ist Fußballer Sebastian Deisler entkräftet und entnervt aus dem Fußball-Business ausgestiegen. In zahlreichen Gesprächen hat Deisler sich in den zwei Jahren nach seinem Rücktritt dem Journalisten Michael Rosentritt anvertraut. Entstanden ist daraus ein Buch über Begeisterung und Liebe zum Fußball, aber auch über Ängste, Qualen, Selbstzweifel, Depressionen und den mühsamen Weg zurück in ein normales Leben.
 
 
Mark Williams, John Teasdale, Zindel Segal, Jon Kabat-Zinn:
»Der achtsame Weg durch die Depression«.
Arbor, 2009, 328 S., 39,80 Euro

In diesem Grundlagenwerk entfalten drei der führenden Vertreter der kognitiven Psychotherapie und Jon Kabat-Zinn die theoretischen Grundlagen der Achtsamkeitspraxis – am Beispiel der Begleitung von Menschen, die an Depression erkrankt sind. Zwei Audio-CDs zur Begleitung der täglichen Praxis runden das praxisorientierte Angebot des Buchs ab.

Zum Schluss noch ein Zeitschriftentipp:

Im Beltz Verlag liegt eine aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Psychologie Heute Compact" zum Thema Depression vor.
Aus dem Inhalt:
-  Die erschöpfte Seele: Warum Depression als Zeitkrankheit gilt
-  Ist Depression eine Stresserkrankung?
-  Depression und Lebenssinn: Trotzdem ja zum Leben sagen
-  Die Melancholie der Jugend
-  Bipolare Störungen: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt
-  Biologie für die Seele: Wie wirksam sind Psychopharmaka
-  Depression und Partnerschaft
-  Welche Psychotherapie hilft?
-  Grübeln – der sichere Weg in die Depression