Elektronik- und Buchbranche bilden heute Schnittmengen, wo früher noch klare Grenzen waren. Hier Bitkom, dort Börsenverein. Wo sich die Branchen überlagern, türmen sich Berge von offenen Fragen. Wer schafft Standards bei E-Book-Formaten? Ab wann kann man "Content" als Buch bezeichnen, was wiederum Auswirkung auf den Spielraum bei der Preisgestaltung hat?
Die Gefahr besteht, dass sich verschiedene Sichtweisen völlig unabhängig voneinander entwickeln, da für die einzelnen Branchen eigene Bezugsrahmen gelten. Ein und dieselbe Sache kann plötzlich zu zwei verschiedenen Systemen gehören. Und jedes System hat seine Regeln und blinden Flecken.
In den USA spricht man nicht von der "Buchbranche" sondern von der "Buchindustrie". Der Begriff stellt den wirtschaftlichen Aspekt in den Mittelpunkt und lässt weitgehend offen, wer die Mitspieler sind. Beteiligte können Druckereien genauso sein wie E-Reader-Hersteller, Verlage genauso wie Autorenplattformen und Google genauso wie ein stationärer Buchhändler.
Buchkultur, die beim Begriff "Buchbranche" mitschwingt, müsste darunter nicht leiden. Das gedruckte Buch als Kult, als Ereignis, das man wie ein gutes Konzert nicht verpassen darf, könnte gerade in Zeiten von Bits und Bytes zum wirtschaftlichen Erfolgsmodell werden. Und zwar als geschätztes Gegenstück zum digitalen Buch, bei dem Echtheit und Einmaligkeit keine Rolle mehr spielen.