Mäzen oder Datenkrake? Google zunehmend in der Kritik

12. Januar 2010
Redaktion Börsenblatt
Anfangs wurde ich wahlweise müde belächelt oder heftig kritisiert, als ich in meinen Vorträgen vor der Monopolisierung des Zugangs zu Büchern durch Google warnte.
Google sei doch ein Segen für Verleger, Autoren und Leser gleichermaßen. Seltene Bücher fänden durch die Suchmaschine erst ihre Leser, vergriffene Bücher würden durch die Buchsuche wieder zu Leben erweckt. Diese und viele weitere Argumente für die Google Buchsuche sind auch in der Tat durchaus stichhaltig, obgleich es meiner Meinung nach skandalös ist, dass die öffentliche Hand keine nennenswerten Mittel für die Digitalisierung unseres kulturellen Erbes bereit stellt und solche Aufgaben bereitwillig rein gewinnorientierten, intransparenten Privatunternehmen überlässt.

Doch allmählich wandelt das sich öffentliche Bild, wie beispielsweise heute im Spiegel zu besichtigen ist. Die heutige Ausgabe macht damit auf, welche Gefahren für unsere Privatsphäre von einem Unternehmen ausgehen, das mit mittlerweile 150 verschiedenen Anwendungen unsere privatesten Daten sammelt, bündelt und auswertet. Nachdem Frau Merkel sich schon zum Auftakt der letzten Buchmesse kritisch gegenüber Google geäußert hat, lässt sich Frau Leutheusser-Schnarrenberger im Spiegel mit Warnungen vor einem “Riesenmonopol” durch Google zitieren. Wörtlich: "Mich stört dieses Vorpreschen, diese Gigantomanie, die auch bei der Google-Buchsuche durchscheint." ( http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,671022,00.html )

Bei allem Nutzen, den die Google Buchsuche stiftet, muss sich jeder Verlag fragen, ob dies die enorme Gefahr, die durch die Monopolisierung des Zugangs zu Büchern entsteht, rechtfertigt. Und ob sich dieser Nutzen nicht auch auf anderen Wegen erzielen lässt.

Was denken Sie? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.

Ihr Ronald Schild