Kommentar

"Das Taschenbuch muss neue Wege gehen"

14. Januar 2010
Redaktion Börsenblatt
Wenn Oetinger sich nun entschließt, einen eigenen Taschenbuchverlag zu gründen, ist das aus Sicht des Verlags nur ein konsequenter Schritt in Richtung Vollanbieter. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck.
Künftig kommt unter der Marke Oetinger alles aus einer Hand, die Rechte können selbst verwertet werden und der Verlag ist vom Preisgefüge her breiter aufgestellt. Für die lizenznehmenden Verlage wird der Spielraum deutlich enger – das Taschenbuchterrain wird jetzt unter elf Jugendbuchverlagen abgesteckt. Manche Taschenbuch produzierenden Verlage haben sich bereits Zugriffe durch Kooperationen gesichert, wie cbj bei Coppenrath: Auswahl ohne Preispoker.

Große Bewegung in das Kinder- und Jugendtaschenbuch kam zuletzt 2001, als der vertriebsmächtige Carlsen Verlag einstieg und Substanzen anderer Bonnier Verlage schätzen lernte. Bei den Taschenbuchneulingen Bloomsbury und Loewe war der Wellenschlag zuletzt dann schon nicht mehr so groß.
Zu beobachten ist, dass das Taschenbuch neue Wege geht, gehen muss, damit es sich behaupten kann. Wenn wertige Premium-Taschenbücher so viel kosten wie Hardcover, ist es konsequent, wenn dtv junior ab Mai auch Hardcover herausgibt. Die Grenzen zwischen Taschenbuch und Hardcover verschwimmen zunehmend, es gibt Hybride wie die Hildesheimer Broschur bei Gerstenberg. Da die Klassifizierung in billig / teuer, kurz- / langlebig und aufgewärmt / brandneu längst nicht mehr gültig ist – vielleicht stehen dann wieder die Inhalte im Vordergrund?