1975 publizierten Hanna Mittelstädt und Lutz Schulenburg als Clara Diabolis und Attila Eisenherz mit anderen "Subrealisten" die "Revolte!". Die Zeitschrift fiel mir inmitten des alternativen Blätterwaldes auf. Mit ihren surrealistischen Collagen und manipulierten Comic-Zitaten war sie ein provokantes Kunstwerk. Dazu kamen politische Pamphlete im Stil der Situationisten und Texte in automatischer Schreibweise. Wortgewaltig wurde alles in Grund und Boden kritisiert.
Als 16-jähriger Provinzler mit anarchistischen Ideen griff ich dankbar nach jeder Ausgabe und wurde dafür vom linken Buchhändler belächelt, denn die Subrealisten galten als üble Sektierer. Ich war der Einzige in der Stadt, der die "Revolte" las, wie mir Schulenburg bestätigte, als ich ihn und Hanna Mittelstädt auf einer Party in Hamburg traf: "Ach, du bist das gewesen!"
Das war 15 Jahre später – und sie kannten mein Pseudonym. Krimi-Fan Schulenburg, der im wirklichen Leben genauso eloquent ist wie sein subrealistisches Alter Ego und nie müde wird, zur proletarischen Revolution aufzurufen, hatte in einem meiner rororo-thriller einen Anarchisten entdeckt. Da lag es nahe, mich ins Hauptquartier der "Revolte" einzuladen – nach Bergedorf. Mein erstes Nautilus-Buch hieß "Das Mädchen mit der Taschenlampe", war ein experimenteller "Nouveau Roman Noir" – und wurde ein Flop.
Brack, Diabolis und Eisenherz blieben sich dennoch verbunden. Unser siebter gemeinsamer Titel "Und das Meer gab seine Toten wieder" (2008) zahlte sich schließlich aus. Vorher waren wir uns zumindest einig gewesen, unser größter Erfolg sei, "dass wir immer noch da sind".
Der "Tannöd"-Erfolg hätte alles ändern können. Doch abgesehen davon, dass der Verlag nach Altona umzog und die Verleger endlich eine Alterssicherung haben, geht es so kreativ zu wie vorher. Nautilus will weiterhin "beweglich im Büchermeer" bleiben wie der eigensinnige Kapitän des U-Bootes gleichen Namens aus Jules Vernes "20000 Meilen unter dem Meer". Auch politisch weichen die ehemaligen Subrealisten nicht vom eingeschlagenen Weg ab, wie das Sachbuchprogramm beweist.
Und was das Allerbeste ist: Hier werden die Bücher noch so gemacht, wie es in großen Unternehmen kaum möglich ist. Alle Mitarbeiter im Verlag sind an der Arbeit mit dem Autor beteiligt, er ist immer direkt involviert und hat auch bei der Verwertung der Nebenrechte entscheidenden Einfluss. Nur über eine Frage haben wir nie gesprochen. Woher kamen die Pseu-donyme? Bei Lutz Schulenburg, der heute noch eine Frisur trägt, die stark an den berühmten Comic-Helden von Hal Forster erinnert, ist die Sache klar. Aber Clara Diabolis? Steckt da ein Teufel im Detail? Hier könnte eine literarische Ermittlung einsetzen. Auf einem anarchistischen Kongress, der kürzlich in Hamburg stattfand, habe ich damit begonnen.