... zu lesen ist die Festschrift, in der Ex-Geschäftsführer Horst Quax den Irrungen und Wirrungen der Buchbranche in dieser Zeit nachgegangen ist. Kostprobe gefällig?
»Die Verlage klagten (1866), dass allein sie wegen des unbeschränkten Rückgaberechts das Risiko trügen. Die Buchhändler nähmen ja keinen Schaden, wenn sie etwas nicht verkauften. Sie seien zu Kommissionshändlern ohne eigenes Lager geworden und setzten sich nicht genügend für die Verlage ein. Warum auch? Weil die Buchhandlungen alles Unverkaufte zurückschicken konnten, verhinderten die unkalkulierbaren Rücksendungen eine präzise Auflagenplanung der Verlage. Aus deren Sicht sollte der Sortimenter wieder entschiedener in das gemeinsame Wagnis eintreten und mehr Kaufmann werden, der gegen bar auf eigene Rechnung bezieht und sich deshalb lebhafter für den Verlag einsetzt.«
Und Quax gibt zwei persiflierende Schilderungen der Remissionslage; zum einen aus der Sicht des Sortimenters:
»Wenn der Schnee schmilzt, im Februar oder März, bemerkt man eine auffallende Unruhe im Geschäft. Der Chef geht wiederholt darin auf und ab, ohne etwas erreichen zu wollen, er sieht die vollen Bücherregale an. Das Personal wechselt besorgte Blicke, denn es weiß nun, dass die jährliche Heimsendung der unabgesetzten Neuigkeiten bevorsteht. Dieselbe nimmt vier bis sechs Wochen in Anspruch und wird nach einem fetten Jahre an etwa drei Viertel des Empfangenen ausgeübt. Kompliziert wird die Manipulation
noch dadurch, dass es immer eine Reihe von Büchern gibt, welche der Sortimentsbuchhändler noch zu verkaufen hofft. Er hält es aber für unbillig, dieselben auf sein eigenes Risiko zu behalten. Er drückt das mit dem sinnigen Worte „disponieren“ aus. Es kommt auch vor, dass einzelne Handlungen so scharfsinnig sind, dieses „Disponieren“ auf verkaufte Titel anzuwenden und sie vorerst nicht zu bezahlen. Wenn die letzten Krebse das Haus verlassen, fängt die Natur schon an, grün zu werden.«
(Auszug aus „Der gemeine Haus- und Hofbuchhändler“, 1866 unter Pseudonym erschienen)
Und zum anderen aus der Sicht des Verlegers auf der Messe:
»Richtig fand ich denn auch hier
Remittenden im Quartier
die, noch eh ich angekommen,
schon einstweilen Platz genommen.
Aber, wer beschreibt mein Bangen,
kaum die Fahne ausgehangen,
war’s als käm’ das wilde Heer
remittierend auf mich her.
„Steht Herr N. aus N. denn hinne?“
Tönt es unten, draußen, drinne,
und kaum spricht man nur Herein
fliegt’s Paket auch hinterdrein.
Keuchend kömmt’s mit schweren Tritten
tappend Treppen aufgeschritten,
plumps! Hört man mit dumpfem Schall
der Pakete harten Fall.
„Hier sind Num’ro Ens und Viere
Zwee stehn noch im Quartiere,
denn für eenmal war’s zu schwer,
bring sie aber auch gleich her.«