Meinung: E-Books

Das Geschäft der Profis

28. Januar 2010
Redaktion Börsenblatt
Der Autor Markus Albers hat vor einer Woche auf boersenblatt.net erklärt, warum er sein neues Buch selbst verlegt - als E-Book. Der Berliner Verleger Jörg Sundermeier begründet jetzt in seiner Erwiderung, warum professionelle Verlage notwendig sind.
Brauchen Autoren für jedes Buch einen Verlag?«, fragte Markus Albers vergangene Woche an dieser Stelle. Die Antwort fiel ihm leicht: Nein. Und er hat recht. Den Verlag brauchten Autoren noch nie. Der Selbstverlag ist so alt wie der Buchdruck.
Wie die Kolleginnen und Kollegen aus den Verlagen wissen, sollte allerdings auch nicht jedes Buch gemacht werden. Die Erwägungen sind dabei nicht nur ökonomische. Auch wenn ökonomischer Erfolg heute leider als Nachweis für die Güte eines Buches gilt. Allerdings nicht allein. Manch ein Buch hätte nicht nur ökonomisch keine Chance gehabt, es ist eben einfach schlecht. So mancher gute Autor hat schon ein schlechtes Buch geschrieben, und es war der Verlag, der ihn davon abbrachte, es veröffentlichen zu wollen. Das Buch hätte dem Ruf des Autors geschadet.
Manch ein Autor lässt sich jedoch nicht abbringen von einer Veröffentlichung. Dann machen sie und er es eben selbst: ein Book on Demand, eine Copyshop-Auf­la-
ge, im Internet oder bei einem jener Bezahlverlage, vor denen an dieser Stelle auch schon mal gewarnt wurde. Das E-Book hat den Vorteil, dass nun kein Papier mehr verschwendet werden muss, um jemandes Ausführungen über die heilende Kraft von Marzipankartoffeln in die Welt zu bringen.
Markus Albers bringt ein konkretes Beispiel für die Überflüssigkeit der Verlage: sein eigenes Buch, »Meconomy«, er hat es selbst herausgebracht. Das Buch ist ein gutes Buch, eines, das tatsächlich veröffentlicht werden sollte. Albers schreibt: »Ich habe für Lektorat, Cover, Korrektur, Satz und Website Profis engagiert. Ich trage das unternehmerische Risiko, habe mit Textunes und Sony starke Vertriebs- und Marketingpartner gefunden.« Er hat somit seinen eigenen Kleinverlag gegründet, mit Lektorat, Herstellung, Vertrieb, Marketing – das E-Book nämlich ist, auch wenn es nicht mit der Post verschickt wird, am Ende doch ein Buch.
Der Albers-Kleinverlag nun wird für Lektorat, Korrektur, Gestaltung und Website zahlen, ganz so, wie es ein großer Verlag tut. Da es Profis waren, die ihm zur Seite standen, wird dies etwas kosten. Von dem Geld also, das ihm die Vertriebspartner am Abrechnungstag überweisen, geht eine ganze Menge ab, es sei denn, Albers beutet schamlos aus. Doch das nehme ich nicht an. Dann aber ist zu fragen, ob er mit seinem eigenen Verlag wirklich mehr verdient, als mit den sieben bis zehn Prozent vom Nettoerlös, die ihm ein »normaler« Verlag eingeräumt hätte.
Selbst wenn sein Kleinverlag kein weiteres Werk mehr herausbringt – ein Nicht- oder gar Anti-Verlag ist er nicht. Der Albers-Kleinverlag allerdings müht sich heftig um etwas, was viele andere Verlage automatisch mitbringen: Erfahrung, Renommee, Marktmacht – das, was eine gute Marke ausmacht. Das, was die Verlage den Autoren ebenso einbringen, was die Lesungen besser bezahlt sein lässt, optimale Wahrnehmung der Nebenrechte ermöglicht, etc.
Wir wissen: das ist nicht immer so, und manch gute Autorin wird »geparkt«, manch ein guter Autor in den Nebenrechten unzureichend vertreten. Doch Schlampereien stellen die Verlagsarbeit als solche nicht infrage.
Seit Ökonomie Lifestyle geworden ist, ist jeder sein eigener Volkswirt. Für makroökonomische Fragen mag das ja angehen, vieles, was die Politik empfiehlt, sieht auch der Stammtisch so. Bei mikroökonomischen Fragen sollte man es sich jedoch nicht zu leicht machen, vorschnelle Schlüsse sind hier sehr schnell als solche überführt. Man schafft Verlage nicht ab, indem man seinen eigenen gründet. b