Interview: Bernd Weidmann

"Der wahrnehmbare Veränderungsdruck hat stark zugenommen"

1. Februar 2010
Redaktion Börsenblatt
Politische Interessenvertretung, digitale Technologien und wie immer Vertrieb – das sind die Themen der Jahrestagung des Arbeitskreises kleinerer unabhängiger Verlage (AkV) in Berlin. Ein Gespräch mit dem Verleger Bernd Weidmann vom AkV-Sprecherkreis über das bevorstehende Treffen.
 Finden kleinere Verlage zu wenig Gehör – etwa im politischen Feld?

Nein. Gerade kleinere Verlage sind in der lokalen Politik ausgezeichnet vernetzt. Es mag dabei sogar von gewissem Reiz sein, dass es sich eben nicht um Großunternehmen handelt.

 

Und gegenüber den Filialisten? Das Thema Vertrieb / Marketing ist ein Dauerbrenner ...

Die Vertriebsfrage war für kleine Verlage nie einfach zu beantworten. Es bleibt nur – wie schon in der Vergangenheit –, durch mehr Engagement, durch speziellere Themen und eine größere Ortsnähe eben doch den Weg in den Buchhandel zu finden.

 

Ist die rasante Entwicklung neuer digitaler Technologien eher eine Bedrohung oder eine Chance für kleinere Verlage?

Das ist sehr unübersichtlich und man muss das sehr differenziert – abhängig von der jeweiligen Programmstruktur – betrachten. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Verlagen sind enorm. Alles in allem aber glaube ich, dass der Großteil der kleineren Verlage mit der Entwicklung Schritt hält. Um die gesamte Pogrammstruktur auf digitale Vermarktung und digitale Erlöse umzustellen, braucht man jedoch sowohl Manpower als auch Geld. Das ist deshalb nicht so leicht zu bewerkstelligen.

 

Ist die Tagung in Berlin eine wie jeder andere oder angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage eine unter schlechten Vorzeichen?

Nein, die wirtschaftliche Lage ist nicht über die Maßen Besorgnis erregend. Wir denken alle darüber nach, wie die nähere Zukunft aussehen wird und wie sich dann das Verhältnis von Print- zu digitalen Produkten gestaltet. Gerade in den letzten Monaten hat der wahrnehmbare Veränderungsdruck stark zugenommen.