Zur Marktmacht der Monopolisten: Apple’s iPad und die Kapitulation von Amazon

1. Februar 2010
Redaktion Börsenblatt
Die letzte Woche war eine gute für die Buchbranche. Und ein großer Triumph für Holtzbrinck; herzlichen Glückwunsch dazu an dieser Stelle. Was ist passiert? Dass das iPad (eine der unsäglichsten Namenskreationen der jüngeren Marketinggeschichte) mit großen TamTam eingeführt wurde, bedarf keiner Erwähnung und noch weniger einer weiteren Kommentierung. Ob das iPad die hohen Erwartungen erfüllen wird, werden die nächsten Monate zeigen. Die Auswirkungen auf die Verlagswelt zeichnen sich aber schon heute ab.
Nachdem der CEO des US-Verlages McGraw Hill versehentlich (?) auf CNBC über das iPad geplaudert hat (http://www.youtube.com/watch?v=2dlomgcIz8s), und das noch vor der Ankündigung von Steve Jobs, war der Verlag bei ebendiesem Event nicht mehr dabei. Seitdem wird intensiv darüber gemutmaßt, ob dies nur eine kurzfristige ‘Bestrafungsaktion’ oder ein dauerhafter Ausschluss des Verlages aus dem Apple iBookStore sei. Wie auch immer, deutlicher konnte der Welt nicht demonstriert werden, welche Gefahren in einer Monopolisierung der Vertriebsstrukturen für E-Books liegt.

Für Verlage deutlich erfreulicher dürfte die Nachricht sein, dass Amazon zu mehr Flexibilität bereit zu sein scheint. Nach einem teilweise öffentlich ausgetragenen Streit zwischen MacMillan (Teil der Verlagsgruppe Holtzbrinck) und Amazon über das Pricing der E-Books hat Amazon über das Wochenende den Vertrag von MacMillan Titeln sowohl in gedruckter wie auch in elektronischer Form ausgesetzt. Was wahrscheinlich als Machtdemonstration des Internet-Verkäufers gedacht war, ging mächtig nach hinten los. Nun spricht Amazon selbst von einer ‘Kapitulation’, die man hinnehmen müsse und wird MacMillan E-Books teurer verkaufen als die üblichen $ 9,90. Nachzulesen hier in einem sehr lesenswerten Artikel: http://online.wsj.com/article/SB10001424052748704491604575035763513529030.html

Es ist davon auszugehen, dass nun auch andere Verlage höhere E-Book-Preise bei Amazon durchsetzen werden. Auch wenn die Leser davon zunächst nicht begeistert sein dürften, werden letztlich alle davon profitieren. Es ist unstrittig, dass Verleger mit einem Preis von $ 9,99 auch für Bestseller ihr breitgefächertes Programm nicht finanzieren können. Letztlich würde dieser Preispunkt zu einer Verengung des literarischen Angebots führen.

An diesen Beispielen zeigt sich, vor welchen Veränderungen die Verlagsbranche möglicherweise steht. Und sie zeigen, welche dramatischen Auswirkungen monopolistische Vertriebsstrukturen haben können. Besser als Apple und Amazon könnte man kaum demonstrieren, wie wichtig Angebote wie libreka! sind, um die traditionelle Buchwelt in die digitale zu überführen und damit einen Beitrag zu einem offenen E-Book-Markt zu leisten.

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Ihr Ronald Schild