Muss ein Sachbuchtitel heute reißerisch oder witzig sein, um Erfolg zu haben?
Schikowski: Ganz einfach: Er muss zum Inhalt passen. Das Campus-Buch »Die Bertelsmann Republik Deutschland« beispielsweise transportiert das Thema über ein Wortspiel mit dem Kürzel BRD. Das kann man reißerisch nennen oder witzig. Fast schon zur Marotte wird der Untertitel bei Sachbüchern – er soll dem Leser deutlich machen, worum es eigentlich geht. Dass auch die knappe Form sehr gut funktioniert, zeigt das »Frustjobkillerbuch« von Volker Kitz und Manuel Tusch. In einem einzigen Wort ist alles drin – besser können Inhalt und Titel nicht zusammenpassen.
Welche Themen haben das Zeug zum Bestseller?
Schikowski: Klar ist: Wissenstransfer allein reicht nicht aus, um einen Sachbuch-Bestseller zu landen – egal bei welchem Thema. Und natürlich ist es wichtig, Trends, Jubiläen und aktuelle Probleme aufzugreifen – aber das führt nicht automatisch zum Erfolg. Mindestens ebenso wichtig ist es, ein Sachbuch auch mal gegen jeden Trend und »nur« aus Leidenschaft zu machen. Nehmen Sie Wissenschaftsautor Stefan Klein: Er hat im Darwin-Jahr bei S. Fischer einen Band über Leonardo da Vinci herausgebracht – es wurde ein Bestseller.
Wie wichtig ist die Bildsprache? Wird das Potenzial hier richtig
genutzt?
Schikowski: Da gibt es immer wieder herausragende Beispiele – etwa »Das große Buch der Evolution« von Ernst Peter Fischer bei Fackelträger. Da ist die Bebilderung sensationell gelungen, weil sie das Thema oft ironisch und spielerisch bricht.
Aus aktuellem Anlass: Können iPad & Co für das Sachbuch eine Bereichung
sein?
Schikowski: Auch ein E-Book lässt sich individualisieren, indem es Randbemerkungen, Unterstreichungen erlaubt. So kann ein neuer Hypertext entstehen, ja ein neues Buch, je nachdem, wer das E-Book liest. Wie wäre es mit »Peter Sloterdijk liest Hegel«? Sloterdijk würde ich zutrauen, dass er solche neuen, digitalen Wege beschreitet.