AkV-Diskussionsrunde: Verlage in der digitalen Welt

"Machen Sie Vorschläge!"

4. Februar 2010
Redaktion Börsenblatt
Die Rolle der Verlage in der digitalen Welt – ein Thema für eine Habilitationsschrift, mindestens. Dem Komplex war also in einer anderthalbstündigen Diskussion, wie sie bei der Jahrestagung des Arbeitskreises kleinerer unabhängiger Verlage (AkV) auf dem Programm stand, kaum beizukommen. Der Versuch war trotzdem lohnend.

Wie Verlage ihre angestammte Rolle künftig ausfüllen können, vor dieser Frage stehen alle – seien sie nun groß oder klein. Dass es bei der Berliner Diskussion vor allem um die Belange der kleinen Häuser gehen sollte, war insofern im Programm vielleicht eine unnötige Einschränkung; von der Runde wurde sie – nicht zuletzt, weil man sich auf urheberrechtliche Fragen konzentrierte – folgerichtig auch die meiste Zeit nicht in den Vordergrund gestellt. Auch wenn das Internet gerade für kleinere Verlage immense Chancen böte und die Sichtbarkeit verbesserte, wie Literaturkritiker Gregor Dotzauer betonte, bleiben die Rechtsfragen für große sowie kleinere Verlage ein Problem.

Wie soll mit Urheberrechsverletzungen im Internet umgegangen werden? Die von Torsten Casimir, Chefredakteur des BÖRSENBLATTS, moderierte Runde war sich zwar einig, dass Diebstahl auch im Internet Diebstahl genannt werden muss. Doch wie ihn verfolgen? Eine Idee hat so recht keiner. Monika Grütters, Vorsitzende des Kulturausschusses des Bundestags, forderte deshalb die Verleger auf: „Machen Sie uns gern Vorschläge, wie man das Problem technisch und juristisch löst!“

Solche Vorschläge erwarteten die Verleger ihrerseits wiederum von der Politik. Dietrich zu Klampen empörte sich darüber, dass das Unrechtsbewusstsein bei illegalen Downloads im Internet außerordentlich klein sei. Kriminelles Verhalten werde bagatellisiert. Sein Kollege Bernd Weidmann forderte: „Der Staat darf sich nicht drücken, er muss Stück für Stück Ordnung in den rechtsfreien Raum Internet bringen.“

Die Bibliothekarin Claudia Lux plädierte grundsätzlich für möglichst wenig Restriktionen. Man müsse überlegen, wie der Zugang zu Informationen im Internet so leicht wie möglich gemacht werden könne, zugleich aber Geld damit zu verdienen sei. Ihr aufschlussreicher Nachsatz: „Wenn ich es wüsste, wäre ich Verlegerin.“  Vermutlich aber wird Frau Lux noch eine Weile Bibliothekarin bleiben.