Interview mit Verlagsleiterin Petra Albers

Steigerung im Beltz-Jugendbuch

18. Februar 2010
Redaktion Börsenblatt
Der Weinheimer Beltz Verlag hat 2009 seinen Umsatz im Kinder- und Jugendbuch um 20 Prozent auf elf Millionen Euro gesteigert und ist im GfK-Ranking der Jugendbuchverlage von Platz 11 auf Platz 7 vorgerückt. boersenblatt.net sprach mit der Verlagsleiterin der Kinder- und Jugendbuchprogramme, Petra Albers, über Ursachen der Umsatzzuwächse.

Erfreuliche 20 Prozent mehr Umsatz als im Jahr zuvor – in welchen Bereichen sind die Verkaufszahlen signifikant gestiegen?

Albers: Insbesondere bei Beltz & Gelberg und Der KinderbuchVerlag. In beiden Programmen haben sowohl der Umsatz der Novitäten als auch der Backlist deutlich angezogen. Im Kinderbuch haben wir mit einem Plus von 30 Prozent kräftig zugelegt, eben dank gut nachgefragter Backlist und Novitäten wie »Törtel« und »Der schönste Hundesommer«. Im Jugendbuch ist unsere neue Fantasyreihe Warrior Cats; gut eingeführt; von Band 1 haben sich bislang schon 70.000 Exemplare verkauft, Tendenz steigend, wie bei den übrigen Bänden der Serie. Mit der Werbung dafür haben wir noch einmal ganz andere, breitere Zielgruppen angesprochen. Und auch unsere Website www.warriorcats.de hat uns viel Aufmerksamkeit bei Fans ein- und neue Käufer gebracht.

Das heißt, die nicht ganz billige Werbung in Kinos und Kino-News hat sich gelohnt?

Albers: Allemal. Wie hat sich das Bilderbuch entwickelt? Albers: Auch da konnten wir ordentliche Zuwächse verzeichnen. Im vergangenen Jahr konnten wir unsere Klassiker wie Janosch und Leo Lionni gut positionieren. Hier hat der Kinofilm auch noch einmal für einen schönen Schub gesorgt, aber auch die limitierten, preisgünstigen Bilderbuch-Aktionen, die gut vom Handel angenommen werden, und natürlich neue Ideen wie das »Kinder Künstler Kritzelbuch« der Labor Ateliergemeinschaft. Auch die große Deutschlandtournee der Grüffelo-Schöpfer Julia Donaldson und Axel Scheffler hat den Verkauf der Grüffelo-Produkte kräftig angekurbelt.

Demzufolge müssten die kleinformatigen Bilderbuch-Broschuren der Minimax-Reihe auch gut gelaufen sein?

Albers: Ja, auch bei Minimax haben wir einen Zuwachs von 30 Prozent. Der Bedarf an guten und preiswerten Bilderbüchern scheint zu wachsen. Wie hat sich Der KinderbuchVerlag entwickelt? Albers: Sehr gut. Das Programm wird geschätzt, weil es kontinuierlich die Kinderbuchklassiker der DDR veröffentlicht. 2009 war vor allem eine Anthologie mit illustrierten DDR-Kinderbuchklassikern erfolgreich: »Erzähl mir vom kleinen Angsthasen« hat sich 2009 mehr als 130.000-mal verkauft; das war auch für uns eine Überraschung.

Wie unterscheiden sich da die Absatzzahlen Ost und West?

Albers: Ganz stark: Man möchte ja immer gern an seine Kinder weitergeben, was einem als Kind selbst gefallen hat. Und da wir beim KinderbuchVerlag die beliebtesten Bücher aus der DDR lebendig halten, ist die Zahl der Käufer im Osten Deutschlands entsprechend hoch: fast 95 Prozent.

Wie lief denn das Taschenbuchprogramm Gulliver? 2008 hatte es ja noch zu kämpfen.

Albers: Da gab es keine Umsatzsteigerungen. Aber im letzten Jahr haben wir begonnen, das Programm breiter aufzustellen und dadurch unser Ziel erreicht, Gulliver in seinen Verkäufen stabil zu halten. Dank mehr Originalausgaben und mehr Genres entwickeln sich Novitäten wie Backlist positiv.

Bleibt die Frage, was man mit dem Gewinn nun macht?

Albers: Wir wollen in Innovationen investieren. Zum Beispiel arbeiten wir daran, Gulliver als Taschenbuch-Programm mit starken Schullektüren und Genre-Titeln zu stärken. Unsere Bilderbuch- und Pappbilderbuch-Programme werden wir neben unseren eingeführten Autoren und Illustratoren mit neuen Künstlern und neuen Zeichenstilen ausbauen. Den Bereich Fantasy werden wir u.a. mit der zweiten Staffel der Warrior Cats und einem neuen, ungewöhnlichen Lukianenko weiter bedienen, aber auch eben nicht nur auf Fantasy, sondern realistische Romane setzen. Dass dieser Weg richtig ist, zeigen mir Verkaufserfolge und Preise, wie Gabi Kreslehners mehrfach preisgekröntes Erstlingswerk »Charlottes Traum«. Und im Sachbuch möchten wir mehr Zukunftsthemen besetzen. Beltz & Gelberg ist eine starke Marke, die für Tradition und Moderne steht. Diesen Weg wollen wir weiter beschreiten, alte Maßstäbe fort- und hoffentlich auch neue setzen.