Welche Aufgaben wollen Sie als neuer avj-Vorsitzender in Angriff nehmen?
Störiko-Blume: Zwar wird landauf-landab beteuert, dass Bildung ein wichtiges Startkapital für Kinder ist, es wird aber häufig als verschärftes Eintrichtern von mehr Wissen missverstanden. Beim Buchmarkt hat man oft nur den Nachmittagsmarkt im Blick; aber über die grundsätzlichen Fragen unserer Zeit macht nicht Nachhilfe, sondern Literatur kompetent. Und zwar nicht erst in Gestalt von Schiller und Böll; Literatur fängt beim Bilderbuch an, setzt sich über Kinderliteratur und Jugendromane fort. Wir wollen der Politik klarmachen, dass sie Kinder- und Jugendliteratur als unverzichtbaren Teil von Bildung, von Kultur wahrnehmen muss. Alle Kinder müssen in Kindergarten und Schule Literatur erleben und nicht nur didaktische Materialien.
In Papierform oder als E-Book?
Störiko-Blume: Aufgabe der Verlage ist es, Inhalte zu generieren, egal in welcher Form. Das gut gestaltete und gedruckte erzählende Buch und das Bilderbuch werden aber noch lange jeder digitalen Erscheinungsform überlegen sein. Natürlich ist etwa das iPad ein erster Schritt zu einem wrklich nützlichen Lesegerät. Aber noch ist es ein High-End-Produkt und kein Gerät für Kinderhände.
Was wünschen Sie sich vom Sortiment?
Störiko-Blume: Es gibt viele hoch engagierte Jugendbuchhandlungen und -abteilungen. Aber ich glaube, dass in vielen Sortimenten das Kinder- und Jugendbuch eine noch stärkere Rolle spielen könnte; nicht nur wegen der All-Age-Bestseller, sondern weil gut beratene junge Leser treue Kunden sind, die auch in Zukunft Kunden bleiben. Das ist gerade für kleine Buchhandlungen eine Chance. Und auch kleine Verlage haben großartige Bücher, die einer Buchhandlung helfen, sich mit einem klaren Profil vom Mainstream abzuheben.
Den die Kinder- und Jugendbuchverlage ja produzieren ...
Störiko-Blume: Die Verlage haben eine besondere Verantwortung: Neben dem völlig legitimen Bedürfnis nach Spaß und Unterhaltung sollten sie sehen, dass Kinder und Jugendliche mehr sind als junge Konsumenten; sie müssen in ihren Grundbedürfnissen und in ihrer jeweiligen Entwicklung ernst genommen werden. Dafür reicht es eben nicht aus, wenn alle Verlage den gleichen Trends folgen. Wir müssen auch auf das hören, was unsere Autoren uns und unseren Lesern zu sagen haben. Verlegen heißt, Autoren und ihren Büchern Chancen geben.