Interview mit dem Sprecher des Buddha-Hauses

"Religiöse Ambitionen sind hier nicht zu finden"

2. März 2010
Redaktion Börsenblatt
Gerade in Krisenzeiten ist Buddhismus gefragt. Allerdings sucht der Leser mehr Hilfen für das tägliche Leben als den religionswissenschaftlichen Diskurs. Ausstellungen wie das im Dezember 2009 eröffnete Buddha-Haus in Traben-Trarbach, wo die Figuren des Unternehmers und Sammlers Wolfgang Preuß ihre Heimat gefunden haben, liegen im Trend. Zu einem Artikel über Buddhismus im aktuellen Börsenblatt-Spezial Theologie befragte boersenblatt.net Rainer Dunkel, Pressesprecher des Buddha-Hauses.

Was macht die Faszination Buddhas und seiner Lehren bei uns aus?

Dunkel: Die buddhistische Lehre beschäftigt sich mit unserem eigenen Sein und dem Umgang mit den Mitmenschen – dabei geht es viel um Selbstwahrnehmung. In unserer Gesellschaft ist der Buddhismus vor allem durch den Dalai Lama immer populärer geworden und ist im Empfinden der Menschen stark verbunden mit dem Aufruf nach Frieden und Freiheit. Buddha hat gelehrt, dass jeder aus eigener Kraft zu Frieden und Glück gelangen kann, ohne dass es dazu eine Macht von außen braucht. In der heutigen Zeit scheint genau das die Menschen zunehmend anzusprechen.

Welche Rollen spielen Ausstellungen wie im Buddha-Haus oder Bücher über den Buddhismus?

Dunkel: Die Ausstellung macht die buddhistische Lehre erlebbar. Neben dem Studium von Büchern können die Buddhafiguren mit ihren vielfältigen Attributen und ihrer starken Ausdruckskraft auf eine ganz eigene Art die Menschen erreichen. Die Besucher empfinden beim Anblick der Figuren eine innere Ruhe: In den unterschiedlichen Mudras (Gesten) steckt so viel Aussage, die zum Nachdenken anregt, dass man sich im Buddha-Haus viele Stunden aufhalten kann, ohne die Faszination zu verlieren.

Sind Menschen in Krisenzeiten offener für religiöse Gedanken?

Dunkel: Es scheint so. Gerade in Krisenzeiten besinnen sich die Menschen wieder auf Werte, sie sind auf der Suche. Wenn Mangel und Verlust in den Vordergrund des Bewusstseins rücken, verlieren alte Systeme ihre Akzeptanz. Auf der Suche nach neuen Maßstäben ist der Blick auf den Buddhismus und die Lehre Buddhas wie eine Wohltat für die Rückgewinnung innerer Ruhe und äußerem Frieden.

Welches Konzept steckt hinter der Ausstellung?

Dunkel: Sie soll einen Ort darstellen, an dem Informationen angeboten und erlebbar gemacht werden. Die großzügigen Räume kombiniert mit entsprechenden Klängen und Musik erlauben dem Besucher, sich der Ausdruckskraft jeder einzelnen Buddhafigur hinzugeben. Darüber hinaus dient die Medieninstallation zur weiterführenden Information über Hintergründe rund um die Lehre Buddhas. Regelmäßig finden Vorträge, Filmabende und Gesprächsrunden statt. So wird das Buddha-Haus auch zu einem Treffpunkt für Dialog, Austausch und Begegnung. Religiöse Ambitionen werden im Buddha-Haus nicht zu finden sein.

Wie waren bislang die Reaktionen Ihrer Besucher?

Dunkel: Überschwänglich, was uns sehr glücklich macht. Wir sammeln viel Feedback, und die Anregungen der Besucher sind sehr vielseitig. Durchgängig finden wir uns darin bestätigt, das Angebot an Information und Veranstaltung weiter voran zu bringen und den Besuchern mehr Möglichkeiten zu geben, sich auf Wunsch tiefer mit dem Gedankengut des Buddha zu beschäftigen.Besonders interessant ist, dass wir von Anfang an viele Anfragen bekamen, geschlossene Gruppen für eigene Veranstaltungen in die Ausstellung zu lassen. Immer öfter bieten wir mittlerweile das Buddha-Haus als Location für Events an.