So klein ist die Verlagslandschaft (Teil 1 von 3)

2. März 2010
Redaktion Börsenblatt
In Deutschland gibt es mehrere tausend Verlage. Doch wie viele von ihnen sind für sehgeschädigte Leser tätig? Fünfzehn, würde ich sagen, mit der Tendenz zu einer noch niedrigeren Zahl.
Zumal kaum eines dieser Unternehmen nur ein Verlag ist. So stellt jeder, der die Lesewelt der Blinden genauer betrachtet, schon nach kurzer Zeit fest, wie tief hier die vertikale Expansion greift. Druckereien gehören ebenso zu Punktschriftverlagen wie Bibliotheken. Überdies produzieren die meisten Firmen nicht nur Brailletitel, sondern auch Hörbücher.

Bei eingehender Untersuchung christallisieren sich nicht mehr als drei Verlage im eigentlichen Sinn heraus; Unternehmen also, die Punktschriftbücher produzieren und verkaufen, ohne sie allerdings über eine angegliederte Bibliothek auch an Sehgeschädigte zu verleihen.

Als Erstes sollte an dieser Stelle die Blindenschriftdruckerei Pauline von Mallinckrodt aufgeführt werden. Die nach ihrer Gründerin benannte Einrichtung ist in Paderborn ansässig, von wo aus sie als einziger katholischer Punktschriftverlag im deutschen Sprachraum agiert.

Zweitens ist das Beratungs-, Informations- und Textservicezentrum (BIT-Zentrum) aus München zu nennen. Es gehört zum Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) und bietet einen Auflesedienst an. Auf individuelle Bestellung und natürlich gegen Bezahlung können sich Sehbeeinträchtigte einen bestimmten Text auf Kassette sprechen lassen.

Dies ermöglicht auch der dritte Verlag, der noch vor wenigen Jahren vielen Sehgeschädigten als Verein zur Förderung der Blindenbildung (VzFB) bekannt war. Der in Hannover angestammte Betrieb hat zudem die erste Punktschriftdruckerei ins Leben gerufen.

Wie die Punktschriftdruckerei Pauline von Mallinckrodt, so war auch der Verein zur Förderung der Blindenbildung von Anfang an Druckerei und Verlag in Einem. Mittlerweile heißt das Unternehmen Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH. Und was dieser Name verspricht, ist auch Programm. So konzentriert sich das Haus inzwischen auf das Geschäft mit vielfältigen Hilfsmitteln, die Blinden und Sehbehinderten den Alltag erleichtern sollen. Die Verlagstätigkeit ist dem gegenüber  zum 30.06.2007 eingestellt worden. Denn der Deutsche Hilfsmittelvertrieb finanziert sich – wie das auch andere Blindeneinrichtungen tun –  über Zuschüsse aus öffentlicher Hand, Verkaufserlöse und Spenden. Die Produktion von Punktschriftbüchern ließ sich auf diese Weise aber nicht dauerhaft tragen. Folglich legt der Hilfsmittelvertrieb keine neuen Titel mehr auf. Das bisherige Buchprogramm des niedersächsischen Unternehmens ist aber weiterhin erhältlich.