Sortiment kann Umsatzniveau halten
Betrachtet man nur den Vertriebsweg Sortiment, fällt die Bilanz zwar etwas ernüchternder aus, aber immerhin: Der stationäre Buchhandel hat eine Punktlandung geschafft und das Umsatzniveau des Vorjahres halten können (siehe Grafik). Damit liegen beide Werte deutlich über denen von 2008. Damals schlossen alle drei Vertriebswege zusammengerechnet mit einem Plus von einem Prozent ab – das Sortiment allein musste ein Prozent seiner Einnahmen abgeben.
Im Jahresverlauf fuhren die Umsätze in der Branche 2009 vielfach Achterbahn – die Schwankungen reichten von plus acht Prozent bis minus acht Prozent. Kräftig durchgeschüttelt wurden die stationären Buchhändler. Fünf Monate endeten für sie mit einem Minus, während die Absatzkanäle in Summe nur in einem Monat nicht an die Vorgaben anknüpfen konnten. Anders als in den Vorjahren hat das Weihnachtsgeschäft den Jahresdurchschnitt dieses Mal nicht beflügeln können. Es sorgte eher für einen Dämpfer.
Im Dezember erreichten alle Vertriebswege gemeinsam ein hauchdünnes Plus von 0,1 Prozent, im stationären Sortiment schlug beim Barumsatz ein Minus von 2,4 Prozent zu Buche; ein Beleg dafür, dass vor allem das Internet vom Weihnachtsshopping profitiert hat. Im Rechnungsgeschäft beliefen sich die Einbußen der Buchhändler sogar auf minus 11,3 Prozent.
Besonders beliebt waren in den letzten Wochen des Jahres belletristische Titel, deren Absatz um 7,5 Prozent gestiegen ist (siehe Grafik). Ihre hohe Messlatte erreichten Kinder- und Jugendbücher 2009 nicht – dort blieben 5,5 Prozent der Einnahmen auf der Strecke. Einen deutlichen Einbruch gab es auch bei den Sachbüchern, für die es fast zweistellig bergab ging. Als größter Verlierer erwies sich mit 15,3 Prozent die Warengruppe Sozialwissenschaften, Recht und Wirtschaft.
Gewinner und Verlierer
Hörbücher waren als Geschenke unter dem Gabentisch ebenfalls nicht mehr so gefragt wie im Jahr zuvor: Minus 6,9 Prozent lautet hier die Bilanz. Beliebter als 2008 waren Taschenbücher, die im Weihnachtsgeschäft mit einer Umsatzsteigerung von 2,9 Prozent glänzen konnten. Die Belletristik legte nicht nur einen erfolgreichen Jahresendspurt vor, sondern bescherte der Branche dank starker Frühjahrs- und Herbstnovitäten über das ganze Jahr hinweg viel Freude. Nach Berechnungen von Media Control GfK International hat die Warengruppe gegenüber 2008 fast sieben Prozent hinzugewonnen (siehe Grafik). Ihr Marktanteil stieg um ca. 1,5 Prozentpunkte auf 33,83 Prozent. Damit baut dieses Genre als wichtigstes Segement des Buchmarkts seinen Vorsprung Stück für Stück aus.
Ihre Zuwächse hat die Belletristik vor allem der Lust der Leser auf spannende Unterhaltung zu verdanken. Sie macht rund 30 Prozent der schöngeistigen Literatur aus – und gewann 2009 mehr als ein Fünftel Umsatz hinzu (siehe Grafiken ).Erzählende Literatur, mit knapp 50 Prozent der wichtigste belletristische Bereich, verlor mit ca. zwei Prozent leicht. Begeistern konnten sich die Bücherfreunde ebenfalls für Science-Fiction und Fantasy (Umsatzanteil: 7,6 Prozent): Dieses Segment steigerte sich ebenfalls um nahezu ein Fünftel. Die höchste Zuwachsrate (plus 27,69 Prozent) geht auf das Konto von Comic, Cartoon, Humor und Satire und zeigt, dass den Menschen das Lachen trotz Krise (noch) nicht vergangen ist.
Apropos Lachen: Der meistverkaufte belletristische Titel des Jahres 2009 über alle Editionsformen hinweg ist einer zum Schmunzeln. Eckart von Hirschhausens "Die Leber wächst mit ihren Aufgaben"(Rowohlt) führt das Ranking von Media Control GfK International an. Platz 2 geht ebenfalls an den Kabarettisten und seinen Hamburger Verlag. Der Nachfolgetitel "Glück kommt selten allein" sorgt für den Doppelerfolg. Gleich dreimal dabei ist Stieg Larsson aus dem Hause Heyne. Mit "Verblendung", "Vergebung"und "Verdammnis" belegt er die Plätze 3, 5 und 6.
Umsätze im Dreiländervergleich
Zum Abschluss des Jahres haben die Marktforscher auch einen Blick über die Grenzen geworfen und den Sortimentsbuchhandel in Österreich und der Schweiz unter die Lupe genommen. Im Dreiländervergleich liegen die österreichischen Buchhändler ganz klar vorn. Sie hatten in den vergangenen zwölf Monaten 2,2 Prozent mehr in den Kassen als 2008. Bei den Eidgenossen fällt die Jahresbilanz weniger erfreulich aus – ihre Einnahmen lagen um 1,5 Prozent unter denen des Vorjahres.
Die Trends bei den Warengruppen unterscheiden sich in den deutschsprachigen Ländern dagegen kaum. Überall gefragt: Belletristik sowie Kinder- und Jugendbücher. In Österreich kletterten die Umsätze dieser beiden Segmente sogar um 12,7 Prozent beziehungsweise 15,2 Prozent. Deutlich schlechter verkauften sich im gesamten deutschsprachigen Raum Bücher zu Sozialwissenschaften, Recht und Wirtschaft. In Österreich fiel der Umsatzverlust mit minus 20,4 Prozent am höchsten aus. Auch Ratgeber mussten in allen drei Länder mit einem Minus von nahezu zehn Prozent sichtlich Federn lassen.
Nach solch einem spannenden Jahr stellt sich jetzt die Frage: Kann der Buchhandel der Krise weiterhin trotzen? Bis die Frage endgültig beantwortet werden kann, dauert es noch viele Monate. Eine erste Tendenz aber wird sich in knapp einem Monat ergeben, wenn die Januar-Zahlen ermittelt sind.